Amazon: Kein Kasse machen ohne Kasse – trotz KI?

Transparenz

Auf den ersten Blick könnte die Nachricht, dass Amazon seine ‘Just Walk Out’-Technologie nicht weiter ausrollt, fast wie ein Scherz wirken. Schließlich handelt es sich um ein Unternehmen, das für seine bahnbrechenden technologischen Innovationen bekannt ist.

Die ‘Just Walk Out’-Technologie soll es Kunden ermöglichen, einen Laden zu betreten, Produkte auszuwählen und das Geschäft zu verlassen, ohne aktiv an einer Kasse bezahlen zu müssen.

Dies soll durch den Einsatz von Kameras und Sensoren ermöglicht werden, die verfolgen, welche Artikel entnommen werden, und die Kosten automatisch über das Amazon-Konto der Kunden abrechnen.

Wichtigste Erkenntnisse:

  • Die Implementierung der ‘Just Walk Out’-Technologie ist mit erheblichen Kosten und logistischen Problemen verbunden.
  • Amazon hat die Expansion dieser Technologie limitiert und fokussiert sich auf einn Rückzug auf Raten, indem es sie an ausgewählten Standorten optimiert.
  • Ironischerweise macht keine KI, sondern manuelle Überwachung durch ein großes Team ‘Just Walk Out’ möglich.
  • Dieser Rückzug könnte zu branchenweiter Vorsicht führen und andere Einzelhändler dazu veranlassen, Technologieeinführungen mit mehr Vorsicht zu betrachten.

Dass gerade Amazon bei einer so zukunftsweisenden Technologie einen Rückzieher macht, überrascht und wirkt fast ironisch – es zeigt aber auch, dass der anhaltende KI-Boom manchmal an seine Grenzen stößt, wenn es um die Umsetzung ambitionierter Ideen geht .

Ambitionierter Start, ungewisser Ausgang

2016 kündigte Amazon die ‘Just Walk Out’-Technologie als zukünftigen Standard für den Einkauf im Supermarkt an. Zunächst waren Kunden in der US-Stadt Seattle in der Lage, ein Amazon Go-Geschäft zu betreten, ihre Waren zu nehmen und ohne traditionellen Kassenprozess das Geschäft zu verlassen. Eine Kombination aus Kameras, Sensoren und künstlicher Intelligenz (KI) erfasste jeden Artikel, den Kunden mitnahmen.

Ein Rückzug aus praktischen Gründen

Die Entscheidung, die breite Einführung dieser Technologie einzuschränken, wurde hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen getroffen.

Die Kosten für die Installation und Wartung der erforderlichen technischen Systeme sind enorm, und die logistische Komplexität hat Amazon veranlasst, seine Strategie zu überdenken.

Zudem stellte sich heraus, dass ‘Just Walk Out’ überhaupt keine KI verwendete, sondern paradoxerweise auf ein großes Team von über 1.000 Personen in Indien setzte, die Videos manuell überwachten und kennzeichneten, um genaue Kassenabläufe zu gewährleisten.

Die hochgepriesene Automatisierung war also in Wirklichkeit eine Fernüberwachung: Die Kassierer wurden nicht abgeschafft, sondern lediglich an einen anderen Standort verlagert und beobachteten den Einkaufsvorgang.

Amazon konzentriert sich nun darauf, die Technologie in einer kleineren Anzahl von Geschäften zu optimieren und gleichzeitig in traditionelle und kostengünstigere Einkaufsmethoden zu investieren.

Auswirkungen für die Einzelhandelsbranche

2021 wurde die ‘Just Walk Out’-Technologie erstmals in einem Amazon Fresh-Geschäft in Ealing, Großbritannien eingeführt.

In allen britischen Amazon Fresh-Filialen bleibt diese Technologie erhalten, auch wenn der E-Commerce-Riese beschlossen hat, sie aus den US-Filialen zu entfernen.

Der Strategiewechsel von Amazon in einem so wichtigen Markt könnte einen dämpfenden Effekt auf andere Unternehmen haben, die über die Einführung ähnlicher Technologien nachdenken.

Fazit

Dies zeigt deutlich, dass die Integration fortgeschrittener KI-Technologien in den täglichen Betrieb des Einzelhandels nicht nur eine technische Herausforderung darstellt, sondern auch eine Frage der wirtschaftlichen Tragfähigkeit ist.

Amazon liefert mit dieser Entscheidung ein klares Beispiel dafür, dass nicht jede technologische Neuerung automatisch zu einer breiten Markteinführung führen muss.

Oft kann ein strategischer Rückzug notwendig sein, um langfristig erfolgreich zu bleiben, besonders wenn sich herausstellt, dass die zugrundeliegende Technologie weniger ‘automatisch’ ist, als ursprünglich angenommen.

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Benjamin Touati
Tech & Gaming Redakteur
Benjamin Touati
Tech & Gaming Redakteur

Benjamin Touati ist ein vielseitiger Autor mit langjähriger Erfahrung in den Bereichen Games, HR-Tech und Sprachtechnologie. Mit einem akademischen Hintergrund in Linguistik hat er sich ein tiefes Verständnis für Sprache und digitale Kommunikation erarbeitet. Seine Laufbahn umfasst eine breite Palette an Positionen, von der Lehrtätigkeit bis hin zu spezialisierten Rollen in der kreativen Texterstellung. Getrieben von der Leidenschaft für digitale Innovationen, widmet er sich der Konzeption und Bearbeitung aktueller Inhalte in diesem dynamischen Feld.