ChatGPT ist nun mit dem Internet verbunden – aber ist es wirklich smarter?

Transparenz
DAS WICHTIGSTE IM ÜBERBLICK

Die Entscheidung von OpenAI über die Anbindung von ChatGPT an das Internet eröffnet einige spannende neue Anwendungsfälle für Plus- und Enterprise-Benutzer. Doch die Website-Blockaden von Drittanbietern machen die Sache nicht gerade einfacher.

Anfang dieser Woche kündigte OpenAI an, dass ChatGPT Webbrowsing-Funktionen für Plus- und Enterprise-User integrieren wird. Mit dem neuen Plugin kann der Chatbot Bing durchsuchen und den Nutzern eine Zusammenfassung der Ergebnisse und einen Link zur Quelle liefern.

Mit dem letzten Update ist ChatGPT nicht mehr auf Trainingsdaten vor September 2021 beschränkt und kann seinen Usern die neuesten Informationen zu aktuellen Ereignissen, Nachrichten und Forschung bieten.

ChatGPT Plus- und Enterprise-Benutzer können die Lösung aktivieren, indem sie zu Profil & Einstellungen (Profile & Settings) gehen, Beta-Funktionen (Beta features) auswählen und unter der Option GPT-4 Mit Bing suchen (Browse with Bing) wählen.

Die Ankündigung erfolgt nur wenige Monate, nachdem OpenAI das Webbrowsing als Teil seines ChatGPT Plus-Plans eingeführt hatte. Allerdings musste das Unternehmen das Angebot aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Umgehung von Bezahlschranken zurückziehen.

Es kommt auch nur wenige Tage, nachdem OpenAI multimodale Sprach- und Bildunterstützung für ChatGPT aktiviert hat.

Die guten und schlechten Nachrichten

Die Entscheidung von OpenAI, ChatGPT mit dem Internet zu verbinden, gibt den Nutzern Zugang zu aktuellsten Informationen, sobald sie die Lösung aufrufen.

Dies versetzt den KI-Riesen zweifellos in eine stärkere Position. So kann er sich gegen seine engen Konkurrenten wie Google Bard durchsetzen. Letzterer bietet bereits die Möglichkeit, das Internet zu durchsuchen und Antworten in Echtzeit zu geben, als wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu ChatGPT an.

Der Zugriff auf das Webbrowsing wird jedoch durch die Beschränkung auf Plus- und Enterprise-Benutzer erheblich erschwert.

Wenn man bedenkt, dass ein Plus-Abonnement 20 $ pro Monat kostet, erscheint diese Preisgestaltung im Gegensatz zur kostenlosen Verfügbarkeit von Bard und Bing Chat als besonders hoch.

OpenAI plant zwar, das Webbrowsing in Zukunft auf alle User auszuweiten, hat aber noch nicht gesagt, wann dies geschehen wird.

Bemerkenswert ist, dass die Nutzer für die Verwendung vom Plugin auch die Freigabe ihres Chatverlaufs bestätigen müssen.

Das bedeutet, dass sie der Weitergabe ihrer Browsing-Daten an OpenAI zustimmen müssen, was neue Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und möglichen Datenverlusten aufkommen lässt.

Zum Thema: Wer sind die Konkurrenten von ChatGPT?

Inkonsistente Leistung

Leider sind es nicht nur die Verfügbarkeit und der Datenschutz, die sich als Probleme mit dem Browser-Plugin herausgestellt haben.

Seit der Einführung haben zahlreiche Nutzer über Schwierigkeiten bei der Websuche mit ChatGPT berichtet.

So schrieb Jeremy Howard, Mitbegründer von FastDot AI, in einem Twitter-Post: Das Webbrowsing von ChatGPT hat mir immer wieder gesagt, dass es etwas nicht weiß, ohne überhaupt zu suchen! Und als es dann doch eine Suche durchführte, behauptete es, nichts gefunden zu haben.

Auch andere Benutzer äußerten ähnliche Kritikpunkte. So berichtete ein User, Sully Omar, Mitbegründer und CEO von Cognosys, dass ChatGPT die Top 5 der wasserdichten Schuhe nicht auflisten konnte, weil der Zugriff auf bestimmte Webseiten eingeschränkt war.

Obwohl es schwierig ist, diese individuellen Leistungsprobleme einer einzigen Ursache zuzuschreiben, ist es wichtig zu wissen, dass die Suchmöglichkeiten von ChatGPT begrenzt sind.

Diese Einschränkung ergibt sich aus der Tatsache, dass viele der beliebtesten Websites beschlossen haben, OpenAIs Webcrawler, GPTBot, den Zugriff auf ihre Inhalte aufgrund von Urheberrechtsbedenken zu blockieren.

Derzeit haben 25 % der 1.000 größten Websites GPTBot gesperrt, darunter die einflussreichsten Verlage wie die New York Times, The Guardian, CNN.com, USAToday, Business Insider, Reuters, The Washington Post, NPR, CBS, NBC, Bloomberg, CNBC und ESPN.

Gleichzeitig kann der Anschluss von ChatGPT an das Internet nichts an der Tendenz ändern, dass große Sprachmodelle (LLMs) oft Informationen halluzinieren und falsche Fakten und Zahlen erzeugen.

Andere Themen: Verletzung des Urheberrechts

Nachdem ChatGPT nun offiziell mit dem Internet verbunden ist, sind erhebliche Bedenken hinsichtlich der Inhalte aufgekommen, die OpenAI aus dem Internet ausliest.

Es sind Fragen aufgetaucht, ob dieses Scraping personenbezogene Daten, urheberrechtlich geschütztes Material oder geistiges Eigentum von Websites Dritter umfasst.

Eine der größten Herausforderungen besteht darin, dass der Blackbox-Ansatz von OpenAI bei der KI-Entwicklung Verbrauchern und Organisationen keine Transparenz darüber bietet, auf welchen Daten ChatGPT trainiert wird.

Das bedeutet, dass es für die Allgemeinheit keine Möglichkeit gibt, zu erkennen, ob geschützte Datenkategorien wie personenbezogene Informationen (engl. Personal Identifiable Information, PII) oder IP in die Trainingsdaten des Anbieters eingeflossen sind.

Obwohl Websites die Möglichkeit haben, sich gegen das Scraping ihrer Daten durch GPTBot zu entscheiden, müssen sie trotzdem aktiv werden.

Dies ist jedoch keine Herausforderung, die nur OpenAI betrifft. Andere Anbieter wie Google haben ebenfalls den Ansatz gewählt, Websites die Möglichkeit zu geben, das Training von Bard und zukünftigen KI-Modellen zu unterbinden.

Zum Thema: KI-basierte Tools, die das Web Scraping verändern

Fazit

Die Anbindung von ChatGPT an das Internet eröffnet Plus- und Enterprise-Benutzern einige aufregende neue Möglichkeiten. Dennoch gibt es noch viele Einschränkungen.

Die hohe Anzahl von Websites, die GPTBot blockieren, schränkt das Webbrowsing-Potenzial von ChatGPT stark ein.

Dies wird sich in absehbarer Zukunft wahrscheinlich nicht ändern, solange die Bedenken über KI-Modelle, die urheberrechtlich geschützte Inhalte und IP verarbeiten, fortbestehen.

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Tim Keary
Tech Experte
Tim Keary
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Seit Januar 2017 arbeitet Tim Keary als freiberuflicher Technologie-Autor und Reporter für Unternehmenstechnologie und Cybersicherheit.