Was ist Dezentralisierung?
Dezentralisierung bezeichnet die Übertragung von Macht, Autorität, Kontrolle und Entscheidungsfindung von zentralisierten Einheiten auf ein größeres verteiltes Netzwerk.
Dezentralisierte Netze zielen darauf ab, ein vertrauensloses System mit einem minimalen Maß an Vertrauen zwischen den Netzteilnehmern zu schaffen.
Ein vertrauensloses System wird durch die Verteilung der Entscheidungsfindung und der Ressourcen auf zahlreiche Teilnehmer gefördert.
Auf diese Weise wird das Risiko vermieden, dass eine kleine Anzahl böswilliger Akteure die Kontrolle über das Netz übernimmt.
Das Konzept der Dezentralisierung ist komplex und vielschichtig. Es kann in verschiedenen Formen auftreten:
- Politische Dezentralisierung fördert eine stärkere Beteiligung zur Übertragung von Entscheidungsbefugnissen an die Bürger. Die Demokratie zum Beispiel ist ein dezentralisiertes politisches System.
- Administrative Dezentralisierung zielt auf die Verteilung von Befugnissen, Verantwortung und finanziellen Ressourcen ab.
- Fiskalische Dezentralisierung verfolgt das Ziel finanzieller Nachhaltigkeit und Dezentralisierung durch Selbstfinanzierung, Steuern, Gebühren, Kredite und mehr.
- Wirtschaftliche Dezentralisierung fördert die wirtschaftliche Liberalisierung und Marktentwicklungspolitik, die Ressourcen und Verantwortlichkeiten, wie z. B. Entscheidungsbefugnisse, an mehrere Marktteilnehmer statt an eine einzige zentrale Einheit überträgt.
Im Folgenden geht es um die Definition von Dezentralisierung bei Blockchain und Kryptowährungen.
Was bedeutet Dezentralisierung bei Blockchain?
Dezentralisierung ist eine zentrale Philosophie in der Welt der Blockchains und Kryptowährungen.
Um die Bedeutung der Dezentralisierung für öffentliche Blockchains und Kryptowährungen zu verstehen, sollte man zunächst den Grund für die Entstehung von Bitcoin kennen.
Bitcoin ist das älteste und wertvollste öffentliche Blockchain-Netzwerk der Welt. Es wurde von dem pseudonymen Satoshi Nakamoto als dezentrales Peer-to-Peer-Zahlungsnetzwerk (P2P) auf Basis der Blockchain-Technologie geschaffen.
Das Bitcoin-Whitepaper wurde im Oktober 2008 inmitten einer Rezession veröffentlicht, für die die Banken verantwortlich gemacht wurden, weil sie Subprime-Kredite vergaben und neu verpackten.
Über das Bitcoin-Netzwerk können Nutzer Geld überweisen und Zahlungen vornehmen, ohne ein Finanzinstitut zu kontaktieren. Die Blockchain ist nicht im Besitz einer einzelnen Einheit und wird auch nicht von dieser betrieben.
Die Dezentralisierung erfolgt über ein Netzwerk von sogenannten Minern, die das Netzwerk durch die Verarbeitung und Validierung von Transaktionen verwalten.
Es gibt keinen Rekrutierungsprozess für Miner. Jeder, der über Bitcoin-Mining-Hardware und Betriebsmittel (meist zur Bezahlung des Stroms) verfügt, kann Miner werden.
Die Grundprinzipien der Dezentralisierung – Autonomie, Transparenz, Zensurresistenz und Datenschutz – bilden das Herzstück von Bitcoin, Ethereum und den meisten anderen öffentlichen Blockchains.
Diese öffentlichen Blockchains arbeiten als offene Netzwerke. Jeder, der eine Internetverbindung hat, kann auf das Netzwerk und das darauf aufbauende Ökosystem von Anwendungen zugreifen.
Wie erreichen öffentliche Blockchains die Dezentralisierung?
Öffentliche Blockchain-Netzwerke haben das Ziel, ihren Betrieb dezentralisiert zu halten, und zwar über:
- Verteilte Netzwerke: Bitcoin und Ethereum arbeiten als verteilte Netzwerke, in denen Informationen und Aufgaben auf mehrere Knoten oder Teilnehmer übertragen werden. Das Netzwerk von Knoten, die gleichzeitig laufen, stellt sicher, dass die Blockchain dezentralisiert, sicher und resistent gegen einzelne Ausfallpunkte bleibt.
- Peer-to-Peer-Architektur: Öffentliche Blockchains basieren auf der P2P-Architektur. Diese ermöglicht es den Teilnehmern, direkt miteinander zu kommunizieren und zu interagieren. Durch diesen Ansatz entfällt die Abhängigkeit von zentralisierten Einrichtungen wie Webdienstanbietern.
- Autonomie und Ermächtigung: Öffentliche Blockchains fördern die Dezentralisierung, indem sie die Nutzer ermächtigen und ihnen die Kontrolle über ihre Vermögenswerte und Daten geben. So benötigt man z. B. kein Bankkonto, um seine Kryptowährungen aufzubewahren. Es ist nicht erforderlich, persönliche Daten anzugeben, um dezentralisierte Anwendungen zu nutzen. Man kann sich dafür entscheiden, anonym zu bleiben. Blockchain-Transaktionen sind für jeden transparent, der die Gültigkeit der Transaktionen überprüfen möchte.
Dezentrales Finanzwesen (DeFi)
Das dezentrale Finanzwesen (DeFi) ist ein revolutionärer Anwendungsbereich der Blockchain-Technologie. Er zielt darauf ab, die traditionellen Finanzsysteme zu verändern. Der Einsatz von dezentralen öffentlichen Blockchains soll über Peer-to-Peer-Zahlungen hinausgehen.
Dank der Smart-Contract-Technologie können Nutzer nun eine beliebige Anzahl von Finanzaktionen in öffentlichen Blockchain-Netzwerken durchführen, z. B. Staking zur Erzielung von Zinsen, Ausleihen und Verleihen von Geldern und vieles mehr.
Ethereum war der Vorreiter für die Technologie, die DeFi ermöglichte – Smart Contracts. Dabei handelt es sich um selbstausführende Computerprogramme, die Entwickler zur Einführung von Token, zur Erstellung von NFTs und zum Aufbau dezentraler Anwendungen (DApps) einsetzen.
Diese Systeme beruhen auf den Grundsätzen der Transparenz, Unveränderlichkeit und Vertrauenswürdigkeit und geben den Nutzern die volle Kontrolle über ihre Gelder und finanziellen Aktivitäten.
Mit DeFi entfallen die Überprüfung der Kreditwürdigkeit und andere langwierige Formalitäten bei der Aufnahme von Krediten.
Auslandsüberweisungen werden schnell und einfach gemacht, da man zum Senden und Empfangen von Geldern nicht auf ein Netzwerk von einzelnen Banken und Zahlungssystemen angewiesen ist.
Das Trading mit Kryptowährungen ist rund um die Uhr über dezentrale Börsen (DEX) möglich.
Dezentralisierung einfach erklärt: Zentralisiert vs. Dezentralisiert
Zentralisierte Systeme | Dezentralisierte Systeme | |
Kontrolle | Kontrolle durch eine einzige, zentralisierte Einheit | Kontrolle verteilt auf mehrere Teilnehmer |
Entscheidungsfindung | Eine zentralisierte Stelle trifft alle Entscheidungen. | Entscheidungen werden im Konsens getroffen, der häufig durch Abstimmungen erzielt wird. |
Transparenz | Oft begrenzt | Offen |
Sicherheit | Abhängig von einer zentralisieren Stelle | Die Sicherheit wird durch kryptographische Algorithmen, Spieltheorie und Konsensmechanismen gewährleistet. |
Einzelner Ausfallpunkt | Anfällig für einen einzelnen Ausfallpunkt | Widerstandsfähig gegen einzelne Ausfallpunkte aufgrund der verteilten Natur |
Vertrauen | Die Nutzer sind auf die Vertrauenswürdigkeit einer zentralisierten Stelle angewiesen. | Überprüfbares, vertrauensloses System |
Skalierbarkeit | Zentralisierte Netze können aufgrund schnellerer Entscheidungsfindung und Zentralisierung der Macht schneller skalieren als dezentralisierte Netze. | Die Dezentralisierung als oberste Priorität kann die Skalierbarkeit beeinträchtigen. |
Innovation | Hängt von der zentralisierten Einheit ab. | Offene Netze fördern Beteiligung und Innovation. |
Nachteile der Dezentralisierung
- Begrenzte Skalierbarkeit: Bei dezentralen Systemen kann die Skalierbarkeit aufgrund der größeren Anzahl von Teilnehmern, die zur Entscheidungsfindung beitragen müssen, eingeschränkt sein. Auch die Notwendigkeit, einen Konsens zwischen allen Netzwerkteilnehmern zu erreichen, kann Vorschläge zur Verbesserung der Skalierbarkeit verlangsamen.
- Komplexität der Koordinierung: Ein offenes und vielfältiges Netzwerk mit Tausenden von anonymen Teilnehmern kann es schwierig finden, sich zu koordinieren und eine Einigung in verschiedenen Angelegenheiten zu erzielen.
- Verantwortung der Nutzer: Von Blockchain-Usern wird erwartet, dass sie für die Sicherung ihrer Vermögenswerte, die Verwaltung ihrer privaten Schlüssel und den Schutz vor Hacks und Diebstahl verantwortlich sind. Im Falle eines verlorenen Privatschlüssels kann niemand helfen.
- Sicherheitsrisiken: Dezentralisierte Systeme unterliegen keiner behördlichen Aufsicht, was ihre Nutzer angreifbar machen kann.
- Governance: Eine vollständige Dezentralisierung ist aufgrund der Komplexität der dezentralisierten Verwaltung schwierig zu erreichen.
Fazit
Das Thema der Dezentralisierung durch öffentliche Blockchains und Kryptowährungen hat sich in den letzten zehn Jahren deutlich etabliert. Doch das Konzept der Dezentralisierung ist sehr komplex.
Selbst die führenden öffentlichen Blockchains wie Bitcoin und Ethereum sehen sich mit Fragen über das Ausmaß ihrer Dezentralisierung konfrontiert.
Öffentliche Blockchains werden nach wie vor von dem Dilemma geplagt, sich zwischen Massenbetrieb und echter Dezentralisierung entscheiden zu müssen.