Was sind Rohstoffe?
Ein Rohstoff ist ein physisches Gut, das an einer Vielzahl von Börsen oder Marktplätzen gehandelt werden kann. Dabei kann es um Metalle, Getreide und andere Produkte, Öl und Gas, Vieh und mehr gehen.
Einheiten der gleichen Sorte sind austauschbar. So kann beispielsweise ein Barrel Rohöl der Sorte Brent gegen ein anderes Barrel von Brent getauscht werden, nicht aber gegen ein Barrel der Sorte WTI.
In der Regel handelt es sich bei Rohstoffen um Ausgangsmaterialien für die Herstellung anderer Waren. Daher unterscheiden sie sich von Fertigwaren oder Produkten.
Ähnlich wie Aktien oder Anleihen bilden sie eine weitere Anlageklasse, in die investiert werden kann, und werden häufig als Absicherung gegen die Inflation verwendet.
Auch als alternative Anlagen zur Diversifizierung eines Portfolios sind sie bei Investoren sehr beliebt.
Um an einer Börse gehandelt werden zu können, müssen die meisten Rohstoffe jedoch bestimmte Zulassungsstandards und Qualitätsstufen erfüllen.
Geschichte der Rohstoffmärkte
Rohstoffmärkte lassen sich bis in die Zeit zwischen 4.500 und 4.000 v. Chr. zurückverfolgen, und zwar irgendwo im alten Mesopotamien.
Damals waren sie vor allem durch Tauschhandel gekennzeichnet, wobei Vieh, Gold, Silber und Muscheln zu den ursprünglich gehandelten Gütern gehörten.
Mit dem Aufkommen formalisierter Märkte wurden Gold- und Silbermünzen bevorzugt, wobei die griechischen und römischen Reiche zu den ersten gehörten, die sich auf ihre komplexen Handelsmechanismen stützten und weitreichende Handelsrouten in den Fernen Osten und nach Europa einrichteten.
Eine der frühesten Rohstoffbörsen der Neuzeit war die Chicago Board of Trade (CBOT) im Jahr 1848, die mit dem Handel von Mais, Weizen und Sojabohnen begann.
Heutzutage umfasst sie eine breite Palette von Produkten wie US-Staatsanleihen, Silber, Gold und Energieträger.
Rohstoffarten und Beispiele
Ganz allgemein lassen sich Rohstoffe in zwei Gruppen einteilen – „harte“ und „weiche“.
- Weiche Rohstoffe werden gepflanzt oder gezüchtet, wie z. B. landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Weizen, Reis, bzw. Vieh wie Rinder.
- Harte Rohstoffe werden gefördert, z. B. Metalle oder Öl.
Diese lassen sich in fünf Hauptkategorien unterteilen, nämlich Energie, Metalle, Landwirtschaft, Industrie und Viehzucht.
- Energie: Rohöl und seine Varianten, wie Brent und West Texas Intermediate (WTI), sowie Erdgas, Benzin und Kohle. Andere Brennstoffe wie Heizöl, Ethanol, Naphtha, Uran, Propan und Methanol gehören ebenfalls zu den Energierohstoffen, genauso wie billigere Referenzölmarken wie Uralöl.
- Metalle: Edelmetalle und sichere Anlagen wie Gold, Silber und Platin, sowie andere wichtige Basis- und Batteriemetalle wie Kupfer, Stahl, Eisenerz, Lithium und Titan.
- Landwirtschaft: Feldfrüchte wie Weizen, Reis, Mais, Gummi, Hafer, Kaffee, Kartoffeln, Tee, Baumwolle und mehr. Dazu gehören außerdem Verarbeitungserzeugnisse wie Zucker und Orangensaft sowie tierische Produkte wie Milch, Käse und Butter. Speiseöle wie Canola, Rapssaat und Sonnenblumen sind ebenfalls landwirtschaftliche Erzeugnisse.
- Industrie: Industriemetalle wie Blei, Zinn, Palladium, Aluminium, Zink, Nickel und Kobalt, Magnesium, Rhodium, Mangan und Tellur. Dazu zählen auch Thermoplaste wie Polypropylen, Harze wie Polyethylen und Düngemittel wie Harnstoff-Ammonium.
- Viehbestand: Unter anderem Futterrinder, Lebendvieh, Rindfleisch, Geflügel, Eier und Lachs.
Wie funktionieren die Rohstoffmärkte und -börsen?
Unter Rohstoffmärkten oder -börsen versteht man Marktplätze, auf denen Händler Rohstoffe wie Weizen, Gold und Öl kaufen, verkaufen oder handeln können. Diese Börsen sind liquide und zentralisiert.
Diese können weiter in Spot- und Derivatemärkte unterteilt werden.
- Spotmärkte oder physische Märkte dienen der sofortigen Lieferung, wenn Käufer und Verkäufer Rohstoffe gegen Bargeld tauschen.
- Auf den Derivatemärkten gibt es dagegen Instrumente wie Futures, Forwards (Termingeschäfte) und Optionen. Händler nutzen sie für Lieferungen zu einem späteren Zeitpunkt.
Sowohl Futures als auch Forwards sind Verträge, die den Inhaber verpflichten, einen bestimmten Rohstoff zu einem festgelegten Preis in der Zukunft zu kaufen oder zu verkaufen.
- Futures sind standardisierte Kontrakte, die an den Börsen gehandelt und täglich zu Marktpreisen bewertet werden.
- Forwards sind nicht standardisiert und werden außerbörslich gehandelt und nicht zum Marktpreis bewertet.
Auch Optionen geben dem Vertragsinhaber die Möglichkeit, einen Rohstoff zu einem bestimmten Preis an einem konkreten Tag in der Zukunft zu kaufen oder zu verkaufen.
Im Gegensatz zu Futures oder Forwards, die kein verbindlicher Vertrag sind, ist der Käufer bei Optionen jedoch nicht verpflichtet, die Option auszuüben.
Die CME Group in den USA ist eine der größten Rohstoffbörsen. Zu ihr gehören die Commodity Exchange, die Chicago Mercantile Exchange, das Chicago Board of Trade sowie die New York Mercantile Exchange.
Wer sind Rohstoffbroker?
Als Rohstoffbroker können Einzelpersonen oder Unternehmen fungieren, die im Auftrag ihrer Kunden gegen Provisionen Rohstoffkontrakte kaufen oder verkaufen.
Die Kunden können gewerblich, privat oder beides sein.
Finanz-Clearinghäuser, Investmentbanken und Rohstoffbörsen beschäftigen in der Regel einzelne Broker.
Diese übernehmen im Auftrag ihrer Kunden eine Reihe weiterer Aufgaben. Dazu gehören die Beobachtung der globalen Rohstoffentwicklung, der Besuch von Lieferanten und die Erkundung von Geschäftsmöglichkeiten.
Weitere Dienstleistungen, die sie anbieten können, sind die Interpretation von Finanzdaten, Anlageberatung und Marktempfehlungen.
Rohstoff-Brokerfirmen können zudem Zugang zu Derivaten oder Verträgen in anderen Anlageklassen bereitstellen. Dazu gehören vor allem Aktien, Kryptowährungen, Devisenpaare und Indizes.
In den letzten Jahren sind auch die Online-Broker auf dem Vormarsch.
Diese bieten in der Regel Trading-Plattformen mit Echtzeitdaten und technischen Indikatoren, Brokerage-Konten, kostenlose Demo-Konten und Lernkurse an. Üblicherweise erheben sie Provisionsgebühren.
Wie man mit Rohstoffen handelt
Der Handel mit Rohstoffen kann auf verschiedene Weise erfolgen. Erfahrene Trader und institutionelle Anleger können sie meist direkt an einer Börse kaufen oder verkaufen, entweder über Spotmärkte oder Futures, Forwards oder Optionen.
Für Einsteiger oder Privatanleger kann es jedoch etwas schwieriger sein, Zugang zu den Rohstoffpreisen zu erhalten oder deren Dynamik zu verfolgen, da sie möglicherweise ein Brokerkonto oder Fachwissen benötigen.
Da Rohstoffe auch volatiler sein können als traditionelle Anlagen wie Aktien und Anleihen, können sie zudem ein höheres Risiko bergen.
Für diese Investoren kann der Handel mit Aktien von auf bestimmte Rohstoffe spezialisierten Unternehmen, wie z. B. Bergbau- oder Öl- und Gaskonzernen, attraktiv sein, weil diese in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der Rohstoffpreise stehen.
Eine weitere indirekte Möglichkeit besteht darin, mit Hilfe von Investmentfonds in Aktien von Rohstoffunternehmen zu investieren. In Fällen, in denen Anleger ein etwas direkteres Engagement wünschen, sind Rohstoff-Fonds ebenfalls eine Option.
Einige Beispiele für Rohstoff-Fonds, die sich auf die Bereiche Energie, Industrie- und Edelmetalle sowie Landwirtschaft konzentrieren, sind der BlackRock Commodity Strategies Fund (BICSX) und der Invesco Balanced-Risk Commodity Strategy Fund Class A (BRCAX).
Rohstoffindizes
Rohstoffindizes verfolgen die Preise verschiedener Rohstoffe und deren Erträge über einen bestimmten Zeitraum.
Sie können entweder gewichtete Durchschnittskurse oder fest gewichtete Preise berücksichtigen und sich sowohl auf Futures als auch auf Kassapreise beziehen.
Als Beispiele gelten der Refinitiv/CoreCommodity CRB-Index, die London Metals Exchange (LME) und der S&P GSCI.
Rohstoff-ETFs
Ein börsengehandelter Fonds (ETF) ist eine Art gepooltes Anlagepapier, das einen bestimmten Rohstoff, Vermögenswert, Index oder Sektor nachbildet. Investoren kaufen und verkaufen ETFs an regulären Börsen, genau wie normale Aktien.
Ein Rohstoff-ETF folgt Edelmetallen, landwirtschaftlichen Gütern oder Ressourcen wie Öl und Gas. Dabei kann es sich entweder um mehrere Rohstoffe in Form von Terminkontrakten oder um einen einzigen handeln.
Letztere werden in der Regel physisch aufbewahrt, beispielsweise in den Lagerhäusern der LME. Einige Rohstoff-ETFs können auch einen Index abbilden.
Diese umfassen eine Vielzahl von Derivatpositionen und auch einzelne Rohstoffe.
Anleger schätzen Rohstoff-ETFs wegen ihrer Liquidität und ihrer Rolle bei der Absicherung gegen Inflation oder der Portfoliodiversifizierung.
Krypto-Rohstoffe
Kürzlich wurde der Begriff „Rohstoffe“ um virtuelle Währungen wie Bitcoin (BTC) erweitert. Der Commodities Exchange Act (CEA) stuft nun Bitcoin und andere virtuelle Währungen als Rohstoffe ein.
Die US Commodity Futures Trading Commission (CTFC) beaufsichtigt diese. Sie überwacht auch, ob Trader virtuelle Währungen für Betrug bei Derivatverträgen einsetzen.
Trotzdem wird immer noch darüber gestritten, ob Kryptowährungen in den USA unter Wertpapiere oder Rohstoffe fallen sollten.
Kryptowährungen sind handelbare Token, die auf einem zugrunde liegenden Rohstoff basieren. Der Wert dieses Vermögenswerts wird in einer Blockchain als Token gespeichert.
Investoren können diese Token überall dort handeln, wo sie legal sind, genau wie Kryptowährungen.
Sie bergen jedoch auch Risiken. Dazu gehören ein Mangel an Regulierung und Richtlinien. Einige Länder weigern sich zudem, Kryptowährungen anzuerkennen, wodurch ihr Handel illegal wird.
Fazit
Rohstoffe sind physische Güter wie Edel- und Industriemetalle, landwirtschaftliche Erzeugnisse, Öl und Gas sowie Vieh.
Investoren können sie über Spot- oder Derivatemärkte mittels Termingeschäften, Futures, Optionen und ETFs traden.
Ferner können sie sich für eine indirekte Beteiligung an den Rohstoffmärkten entscheiden, indem sie Unternehmensanteile handeln.
Vor kurzem wurden Bitcoin und andere virtuelle Währungen im Commodities Exchange Act als Rohstoffe klassifiziert.