Virtuelle Maschine (VM)

Transparenz

Was ist eine virtuelle Maschine?

Virtuelle Maschinen (VMs) sind Computer, aber ohne physisches Gehäuse, Monitore, Chips, Platinen und Kabel. Sie bestehen vollständig aus Code, und das verleiht ihnen eine große Flexibilität.

Wie jeder Büro-Laptop, jedes Tablet oder jeder Rechenzentrumsserver verfügen sie über eine zentrale Verarbeitungseinheit (CPU), Speicher, „Festplatten“ zum Speichern von Dateien und eine Internetverbindung.

Alles, was sie brauchen, ist Platz, eine Steckdose, eine Außenkühlung oder ein bestimmtes Betriebssystem (OS).

Sie bieten IT-Teams eine enorme Flexibilität bei der Bereitstellung von Computerressourcen und sind perfekt für das Cloud Computing geeignet.

Wichtigste Erkenntnisse

  • Virtuelle Maschinen sind digitale Versionen von physischen Computern.
  • Sie können alles tun, was ein physischer Rechner auch kann: Programme und Betriebssysteme ausführen, Daten speichern und Verbindungen zu Netzwerken herstellen.
  • Die Rechenressourcen, die eine virtuelle Maschine nutzt, sind jedoch vollständig softwaregesteuert.
  • Mit VMs können Entwickler sichere Umgebungen zum Testen neuer Anwendungen schaffen.
  • Beim Cloud Computing ermöglichen VMs die Multi-Tenant-Cloud-Architektur, mit der Daten und Anwendungen von Tausenden von Personen gleichzeitig genutzt werden können.

Wie virtuelle Maschinen funktionieren

In einer typischen Konfiguration werden eine oder mehrere virtuelle Maschinen (manchmal auch „Gäste“ genannt) auf einem physischen „Host“-Computer ausgeführt.

Jede virtuelle Maschine hat ihr eigenes Betriebssystem und arbeitet unabhängig von den anderen, obwohl sie nebeneinander auf demselben Host-Rechner läuft.

In der Praxis bedeutet dies, dass eine virtuelle Linux-Maschine auf einem Mac-Host oder eine VM mit MacOS auf einem PC-Host ausgeführt werden kann und umgekehrt.

Das hat viele Vorteile. Cloud-Computing-Dienste beispielsweise nutzen virtuelle Maschinen, um Anwendungen für mehrere Nutzer gleichzeitig bereitzustellen.

Da virtuelle Maschinen verfügbare Ressourcen aus der Verarbeitungs-, Arbeitsspeicher- und Speicherkapazität des Host-Rechners „ausleihen“, können IT-Teams jede ruhende Rechenleistung zur bedarfsgerechten Skalierung des Service-Levels verwenden – ohne ständig neue Kits kaufen zu müssen.

Wozu dienen virtuelle Maschinen?

Virtuelle Maschinen werden häufig bei der Servervirtualisierung verwendet, einem Ansatz, mit dem IT-Teams die gesamte ungenutzte Kapazität in ihren vorhandenen physischen Maschinen nutzen und die Effizienz maximieren können.

Außerdem können VMs für risikoreichere Aktivitäten verwendet werden, die in einer realen IT-Umgebung eventuell zu Instabilität führen.

Dazu könnten gehören:

  • Erprobung eines neuen Betriebssystems oder der Beta-Version einer vielversprechenden neuen Anwendung;
  • Erstellung einer Testumgebung für Entwickler;
  • Sicherung des aktuellen Betriebssystems einer Organisation;
  • Ausführung einer älteren Version einer Anwendung auf einem älteren Betriebssystem für den Zugriff auf veraltete Dateien;
  • Zugriff auf virusinfizierte Daten;
  • Ausführung von Software oder Anwendungen auf Betriebssystemen, mit denen sie normalerweise nicht kompatibel sind.

Typen virtueller Maschinen

Es gibt zwei Arten von virtuellen Maschinen: Prozess-VMs und System-VMs.

Prozess-VMs unterstützen einen einzelnen Prozess und werden als Standardanwendungen innerhalb des Betriebssystems des Host-Rechners ausgeführt.

Manchmal als verwaltete Laufzeitumgebungen (engl.: Managed Runtime Environments, MREs) oder Application Virtual Machines bezeichnet, werden sie bei Prozessbeginn gestartet und nach dessen Beendigung demobilisiert.

Der Hauptvorteil einer Prozess-VM besteht darin, dass der betreffende Vorgang in einer beliebigen Programmierumgebung ausgeführt werden kann und auf mehreren Plattformen auf ähnliche Weise abläuft.

Bei System-VMs handelt es sich um eine vollständige Virtualisierung realer Computer, bei der physische Maschinen durch Software ersetzt werden und die mit Hardware, Stromverbrauch, Betriebssystemen und Wartung verbundenen Zwänge entfallen.

Die Ressourcen des (physischen) Host-Rechners können von mehr als einer System-VM gemeinsam genutzt und verwaltet werden, so dass mehrere Umgebungen auf demselben Host-System betrieben werden können.

Die VMs arbeiten Seite an Seite, aber getrennt. So können Ressourcen von mehr als einem Single-Tasking-Betriebssystem gleichzeitig verwendet werden.

VMs-Preise

Cloud-Provider bieten virtuelle Maschinen in einer Reihe von Preismodellen an.

Große Unternehmen wie AWS und Microsoft Azure verkaufen virtuelle Maschinen auf einer Pay-as-you-go-Basis (PAYG), als Zusatz zu anderen Cloud-Anwendungsdiensten, auf einer Reserve-Basis, bei der sie bei Bedarf automatisch eingeschaltet werden, oder als „Spot“-Kauf, wenn sie unbedingt benötigt werden.

Worauf man bei der Wahl eines Anbieters von virtuellen Maschinen achten sollte

Virtuelle Maschinen können viele Aufgaben von IT-Teams optimieren, aber der Auswahlprozess ist nicht so einfach.

Es gibt eine Reihe von Funktionen und Möglichkeiten, die im Zusammenhang mit den individuellen Bedürfnissen und dem Budget Ihrer Organisation zu berücksichtigen sind:

  • Leistung
    VMs benötigen eine hohe Rechenleistung und einen großen Arbeitsspeicher zur Bewältigung ressourcenintensiver Anwendungen.
  • Skalierbarkeit
    VMs sollten die Möglichkeit bieten, Workloads bei wachsendem Betrieb und Aktivitätsniveau schnell zu skalieren.
  • Sicherheit
    Jeder VM-Anbieter sollte solide Sicherheitsvorkehrungen bereitstellen, einschließlich einer Datenverschlüsselung gemäß den Branchenstandards.
  • Benutzerfreundlichkeit
    VMs sollten eine unkomplizierte Konfiguration und Verwaltung gewährleisten.
  • Kosten
    Die Nutzung der Rechenressourcen von VMs ist variabel, so dass die Berechnung der Gesamtbetriebskosten (engl.: Total Cost of Ownership, TCO) für die Beurteilung der tatsächlichen Kosten unerlässlich ist.

Anwendungsfälle für virtuelle Maschinen

VMs bieten diverse Vorteile in verschiedenen Szenarien.
Einige der beliebtesten Anwendungsfälle für virtuelle Maschinen sind:

Entwicklung
Schaffung von isolierten Umgebungen, in denen Entwickler ohne Destabilisierung der laufenden Systeme und Anwendungen experimentieren können.
Testing
VMs können schnell konfiguriert werden, um verschiedene Benutzerumgebungen zu simulieren, und nach Abschluss der Simulationen rasch zurückgesetzt werden. Dies ist entscheidend für das Auffinden und Beheben von Fehlern, bevor die Software bereitgestellt wird.
Produktion
VMs bieten Entwicklern eine Produktionsumgebung mit hoher Verfügbarkeit, Lastausgleich und Redundanz zur Aufrechterhaltung eines stabilen Betriebs.
Fernarbeit
Mit VMs können Mitarbeiter an entfernten Standorten problemlos auf Anwendungen und Daten zugreifen und nahtlos außerhalb des Büros arbeiten.
Analytik
VMs bieten schnellen Zugriff auf die Rechenleistung, die für moderne Analysen und massive Datensätze wie große Sprachmodelle (LLMs) erforderlich ist.
KI
VMs mit leistungsstarken GPUs und skalierbaren Ressourcen eignen sich zum Trainieren und Bereitstellen von Modellen für maschinelles Lernen (ML) mit verschiedenen Parametern.

Beispiele für virtuelle Maschinen

VMware Workstation PlayerParallels DesktopOracleVM VirtualBoxCitrix Hypervisor
VMware Workstation Player ermöglicht die nahtlose gemeinsame Nutzung von Daten zwischen Hosts und Gästen und wurde in Zusammenarbeit mit IT-Experten entwickelt, um mehrere Betriebssysteme auf einem Host-Rechner zu unterstützen, ohne dass ein Neustart erforderlich ist.
Mit Parallels Desktop VMs können Windows-Anwendungen auf einem Mac-Rechner ohne Neustart ausgeführt werden. Sie ermöglichen den Wechsel von Mac zu Windows mit einem Klick und unterstützen Plattformen wie Windows 11, 10, 8.1 und Windows 7, Linux und macOS.
OracleVM VirtualBox ist für Privatanwender und Unternehmen geeignet. Privatanwender profitieren von einer intuitiven Oberfläche und einer leicht verständlichen Anleitung zum Hinzufügen neuer virtueller Maschinen. Unternehmen genießen eine hohe Leistung und Kompatibilität mit den meisten Windows-Versionen.
Citrix Hypervisor vereinfacht die VM-Verwaltung und erleichtert IT-Teams die Durchführung ressourcenintensiver Aufgaben in einer virtualisierten Umgebung. Die Lösung ist bekannt für verbesserte Grafik-Workloads und bietet Benutzern eine sichere Umgebung für die Speicherung, den Zugriff und die Nutzung großer Dateien.

Vor- und Nachteile virtueller Maschinen

Die Verwaltung und Wartung virtueller Maschinen ist einfach und bringt weitere Vorteile mit sich, die physische Maschinen nicht bieten können; es gibt jedoch auch Nachteile zu beachten.

Vorteile

  • Mit VMs können mehrere Betriebssysteme auf einem einzigen physischen Computer ausgeführt werden, was Platz, Wartung und Hardware-Kosten spart.
  • Mit VMs können ältere Versionen von Anwendungen verwendet werden, was die Kosten für die Umstellung auf ein neues Betriebssystem reduziert.
  • Dank VMs können IT-Teams den Wert der vorhandenen IT-Investitionen maximieren.

Nachteile

  • Für einen stabilen Betrieb benötigen virtuelle Maschinen eine robuste Infrastruktur, d. h. die Host-Maschinen müssen über leistungsstarke Chips, Grafikprozessoren und Speicher sowie die neueste Virtualisierungs- und Verwaltungssoftware verfügen.
  • Virtuelle Maschinen können weniger effizient sein und langsamer laufen als physische Maschinen. Viele Unternehmen verwenden eine Mischung aus physischen und virtuellen Servern, um die Arbeitslasten im Gleichgewicht zu halten.

Fazit

Die Virtualisierung von Computern wurde bereits in den 1960er Jahren eingeführt, doch der digitale Wandel und die fortschreitende Verlagerung in die Cloud haben VMs zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Datenverarbeitung des 21. Jahrhunderts gemacht.

Zur Erhöhung des Werts ihrer IT-Investitionen benötigen die Unternehmen von heute eine schnelle Skalierbarkeit.

Die Möglichkeit, mehrere Betriebssysteme und Rechenressourcen aus unterschiedlichen Systemen zu nutzen, ist ein entscheidender Vorteil, wenn digitale Geschäftsprozesse in den Vordergrund rücken.

FAQ

Was ist eine virtuelle Maschine einfach erklärt?

Wozu dient eine virtuelle Maschine?

Was ist ein Beispiel für eine virtuelle Maschine?

Ist eine virtuelle Maschine ein Server?

Ist eine virtuelle Maschine eine Cloud?

Verwandte Begriffe

Mark De Wolf
Technologiejournalist
Mark De Wolf
Technologiejournalist

Mark ist freiberuflicher Tech-Journalist. Schwerpunkt seiner Arbeit sind Software, Cybersicherheit und SaaS. Seine Artikel wurden in Dow Jones, The Telegraph, SC Magazine, Strategy, InfoWorld, Redshift und The Startup veröffentlicht. Mark schloss sein Studium an der Ryerson University School of Journalism mit Auszeichnung ab, wo er unter erfahrenen Reportern der New York Times, BBC und des Toronto Star studierte. Während seines Studiums verdiente er sich seinen Lebensunterhalt als Werbetexter. Darüber hinaus war Mark als externer Kommunikationsberater für Technologie-Startups und Scale-ups tätig, die er von der Gründung bis zum erfolgreichen Exit unterstützte. Zu seinen erfolgreichen Projekten gehören SignRequest (übernommen von Box), Zeigo…