Einst begann er seine legendäre Reise in den verrauchten Saloons von Texas, wo jeder Kartenschlag ein Stückchen Geschichte schrieb. Doyle Brunson – ein Name, der Ehrfurcht und Bewunderung in der Welt des Pokers hervorruft. Mit seinem Cowboyhut und seinem unverkennbaren Texas-Dialekt wurde er nicht nur zur lebenden Legende, sondern auch zum Gentleman des grünen Filztes.
Doyle Brunsons Vermächtnis erstreckt sich über ein halbes Jahrhundert, in dem er nicht nur das Poker-Spiel beherrschte, sondern es auch neu definierte. Mit einer beeindruckenden Reihe von zehn World Series of Poker-Titeln, darunter zwei aufeinanderfolgende Siege, setzte er Maßstäbe, die bis heute unerreicht bleiben. Doch der im Jahr 2023 im Alter von 89 Jahren verstorbene Doyle war mehr als nur ein Spieler – er war ein Pionier.
Wer war Doyle Brunson?
Doyle Brunsons Einfluss reichte weit über den Pokertisch hinaus, als er das „Super System Deluxe: Handbuch Power Poker“ für Texas Hold’em und andere Spiele schrieb, das Generationen von Spielern inspirierte. Sein unerschütterlicher Charakter und sein untrügliches Gespür für das Spiel machten ihn zum ersten Millionär der Turnierszene und ließen ihn in die Geschichte eingehen.
Seine Reise begann in den dunklen Hinterzimmern illegaler Pokerrunden in den Straßen von Texas, wo die Einsätze hoch waren. Von diesen bescheidenen Anfängen aus eroberte er die Welt des Pokers und führte sie an die Spitze der Unterhaltungswelt. Mit zwei aufeinanderfolgenden Siegen (1976 und 1977) bei den World Series of Poker festigte Brunson nicht nur seinen Platz als Spitzenreiter, sondern etablierte sich auch als eine unbestreitbare Größe im Pokersport.
Doyle Frank Brunson wurde am 10. August 1933 in Longworth, Texas, geboren. Er wuchs in einer ländlichen Umgebung auf, als jüngstes von drei Kindern von John und Mealia Brunson. Sein Vater, ein Farmer und Verwalter einer Baumwollentkörnungsmaschine, führte ein Doppelleben, das erst in Doyles Zwanzigern ans Licht kam.
Zu seiner Überraschung erfuhr Doyle, dass sein Vater heimlich die College-Ausbildung seiner ersten beiden Kinder durch Pokerspielen finanzierte. Diese Enthüllung war für Doyle eine Offenbarung, die sein Interesse am Pokerspiel weckte und seinen späteren Weg prägte.
So kam Doyle Brunson zum Poker
Doyle stieß zum ersten Mal auf das Pokerspiel, als Schulkameraden ihm die Grundlagen kurz vor einem entscheidenden Basketballspiel beibrachten. Obwohl er vorher nur aus Filmen davon gehört hatte, faszinierte ihn das Spiel sofort.
Ursprünglich als Basketballspieler bekannt, fand er sich immer öfter an Pokertischen wieder, während er weiterhin in anderen Sportarten wie Baseball und Leichtathletik erfolgreich war. Während seines Studiums an der Hardin-Simmons University in Abilene fand Doyle eine regelmäßige Poker-Runde und begann, ernsthaft Poker zu spielen.
Hier bot sich ihm die Möglichkeit, seine Fähigkeiten weiterzuentwickeln und sich als Spieler zu etablieren. Obwohl er wegen seines Glücksspiels mehrmals kurz vor dem Ausschuss der Schule stand, konnte er dank seines sportlichen Erfolgs eine Suspendierung umgehen und seine Pokerleidenschaft weiterverfolgen.
Als Brunson während eines Sommers in einer Gipsfabrik arbeitete und ein Stapel Gipsplatten auf ihn stürzte und sein rechtes Bein schwer verletzte, kam es zum Ende seiner Sportlerkarriere.
Illegales Pokerspiel in Texas
Während Brunson einen Master-Abschluss in Pädagogik erwarb, verdiente er mit Poker seinen Lebensunterhalt. Angesichts der geringen Bezahlung entschied er sich gegen eine Karriere im Bildungswesen und nahm stattdessen einen Job im Verkauf an. Bei einem Kundenbesuch in einer Billardhalle in Fort Worth fand er ein laufendes Pokerspiel vor, dem er sich anschloss und innerhalb von drei Stunden seinen Monatslohn gewann. Daraufhin kündigte er und widmete sich dem illegalen Pokerspiel in Texas.
Brunson schloss sich bald einer Wettgemeinschaft mit Thomas Preston Jr., besser bekannt als Amarillo Slim, und Brian Roberts, bekannt als Sailor, an. Zusammen teilten sie ihre Bankrolls, bis sie 1970 in Las Vegas ihr gesamtes Geld verloren. Später gewann jedoch jeder von ihnen das Hauptevent der World Series of Poker.
Die Geburtsstunde von “Texas Dolly”
Brunson war einer der 36 Spieler, die 1970 zur allerersten World Series of Poker eingeladen wurden, einem Turnier, das von den beiden Las Vegas Legenden Benny Binion und Jimmy Snyder ins Leben gerufen wurde.
Sein Spitzname “Texas Dolly” entstand, als Snyder ihn versehentlich “Texas Doy-lee” nannte. Brunson gewann das Hauptevent der World Series sowohl 1976 als auch 1977 und prägte damit maßgeblich die Popularität von Texas Hold’em Poker.
Sein Buch “How I Made Over $1,000,000 Playing Poker”, später als “Super System” bekannt, revolutionierte die Pokerliteratur und wurde zu einem Bestseller. Brunson gewann insgesamt 10 World Series-Armbänder und wurde 1988 in die Poker Hall of Fame aufgenommen.
Sein Einfluss auf das Pokerspiel erstreckte sich auch auf die Popkultur, besonders durch den Film “Rounders” von 1998, in dem sein Werk prominent erwähnt wird. Trotz seines Alters blieb er bis 2022 aktiv im Pokerspiel und war eine der einflussreichsten Figuren in der Pokerszene.