In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis zwischen Spotify und Apple zu einem regelrechten Schauspiel mit immer wieder neuen Wendungen entwickelt. Was schon zu Beginn von Spannungen geprägt war, ist heute ein harter Konkurrenzkampf, bei dem beide Seiten entschlossen sind, ihre Interessen zu verteidigen.
Der jüngste Akt in diesem Dauerstreit ist die Abschaffung der Lautstärkeregelung über die iPhone-Tasten bei Spotify Connect, eine Entscheidung, die viele Nutzer frustriert zurücklässt.
Spotify vs. Apple: Alle Akte des Dramas
- 2011-2015: Die Spannungen begannen 2011 mit der Einführung von Siri, das Spotify nicht unterstützte, und verschärften sich durch Apples 30%-Gebühr auf Abos, die Spotify zwang, seine Preise zu erhöhen.
- 2015: Mit der Einführung von Apple Music 2015 trat Apple in direkte Konkurrenz zu Spotify, ohne die 30%-Gebühr zahlen zu müssen, was einen unfairen Preisvorteil schuf.
- 2016: In diesem Jahr umging Spotify die 30%-Gebühr, indem es das IAP-System nicht mehr nutzte, woraufhin Apple verstärkt App-Updates ablehnte.
- 2019: Spotify reichte eine Antitrust-Beschwerde bei der EU ein, in der es Apple vorwarf, den Wettbewerb im App Store zu behindern.
- 2022: Spotify versuchte, Hörbücher zu verkaufen, stieß jedoch auf neue Hindernisse durch Apples restriktive Regeln, die den Kaufprozess erschwerten.
- 2024: Nach dem verlorenen Rechtsstreit gegen Epic Games könnte Apple weiteren regulatorischen Maßnahmen gegenüberstehen, während Spotify weiterhin Apples Geschäftspraktiken kritisiert.
Spotify Connect ermöglicht es Nutzern, Musik auf externen Lautsprechern wiederzugeben. Bis vor kurzem konnten iPhone-Nutzer die Lautstärke dieser Lautsprecher bequem über die physischen Tasten ihres Geräts steuern. Doch damit ist jetzt Schluss, da Apple den Zugriff auf die dafür notwendige Programmierschnittstelle, die sogenannte API, für Drittanbieter wie Spotify eingeschränkt hat.
Warum, Apple?
Offiziell gibt Cupertino an, dass es Bedenken zu Sicherheit und Privatsphäre gibt. Doch Spotify sieht hier nur ein weiteres Beispiel für Apples Bestrebungen, die Konkurrenz zu benachteiligen.
Das passt ins Bild einer längeren Auseinandersetzung: Schon 2011 begann die Beziehung zu kriseln, als Apples Sprachassistent Siri nur noch Apple-eigene Musikdienste unterstützte, was Spotify früh in die Defensive drängte. Es folgten Jahre der Auseinandersetzungen, die 2019 in einer Antitrust-Beschwerde von Spotify gegen Apple bei der Europäischen Kommission gipfelten.
Spotify musste nun die beliebte Lautstärkefunktion für iPhones aufgeben. Als Alternative bietet es seinen Nutzern nun eine App-interne Lösung an: Ein Slider, der innerhalb der Spotify App bedient werden muss, ersetzt die praktischen Tastenfunktionen – deutlich umständlicher, und ein schwacher Trost..
Spotifys Kritik
Für viele Nutzer, die ihre Musik häufig über Spotify Connect abspielen, ist das ein Rückschritt in der Benutzerfreundlichkeit. Das iPhone, einst ein Symbol für intuitive Bedienung, verlangt nun nach zusätzlichem Aufwand, um einfache Funktionen wie die Lautstärkeregelung durchzuführen.
Spotify lässt diese Einschränkung jedoch nicht unkommentiert. Das Unternehmen hat Apple bereits öffentlich kritisiert und den Konzern beschuldigt, gegen den Digital Markets Act (DMA) der EU zu verstoßen. Der DMA soll sicherstellen, dass große Technologieunternehmen ihre dominante Marktstellung nicht missbrauchen, um die Konkurrenz zu behindern.
Apple, das als sogenannter „Gatekeeper“ eingestuft wird – also als Unternehmen, das durch seine Kontrolle über eine Plattform oder ein Betriebssystem den Zugang zu Märkten und Nutzern weitgehend bestimmt – ist demnach verpflichtet, Anbietern wie Spotify die gleichen Funktionen zur Verfügung zu stellen, die auch über das eigene Betriebssystem genutzt werden können.
Ein langwieriger Machtkampf
Doch es scheint, als ob Apple wenig Interesse daran hat, den DMA-Richtlinien zu folgen. Schon in der Vergangenheit hat das Unternehmen ähnliche Vorwürfe auf sich gezogen, etwa als es um die restriktiven App-Store-Regeln und die vertraglichen Anforderungen an Drittanbieter ging. Die EU-Kommission hat daraufhin ein Verfahren gegen Apple eingeleitet und am Ende eine 1,8-Milliarden-Euro-Strafe gegen das Unternehmen verhängt.
Für die Nutzer bleibt die Situation unbefriedigend. Sie tragen die Konsequenzen – und müssen sich mit einer umständlichen Bedienung abfinden. Was einst als innovative Funktion gefeiert wurde, ist nun ein weiteres Opfer in dem anhaltenden Konflikt zwischen den beiden Tech-Giganten.
Fazit
Es bleibt abzuwarten, ob sich in diesem Kapitel des Dramas noch eine Lösung abzeichnet, oder ob die Nutzer mal wieder diejenigen sind, die baden gehen, während die Konzerne ihren banalen Machtkampf fortsetzen. Im Endeffekt sollten sich die sogenannten Gatekeeper nicht wundern, wenn das gemeine Volk – wir, die Nutzer – rebellieren und gnadenlos ein Konkurrenzprodukt krönen.