In einer Welt, in der Technologien immer mehr in unseren Alltag Einzug halten, sind ChatGPT und andere KI Content Generatoren sowie praktische Tools wie KI-basierten Übersetzungs-Apps zu unverzichtbaren Werkzeugen geworden.
Vielfach wird angenommen, dass die fortschreitende Entwicklung neuer Technologien dazu führen wird, dass viele von uns in naher Zukunft durch Automatisierung und KI ersetzt werden und Arbeitsplätze überflüssig werden. Ein aktueller Vorfall aus Oberfranken stellt diese Annahme allerdings auf den Kopf. Selbst die ausgeklügelsten Algorithmen und Übersetzungs-Apps können zu skurrilen und gefährlichen Missverständnissen führen können.
So führte ein harmloser Versuch, nach dem richtigen Gleis zu fragen, zu einer vollständigen Zug-Evakuierung, alles wegen eines simplen Übersetzungsfehlers.
Wichtigste Erkenntnisse
- KI hat Fortschritte gemacht, kann aber menschliche Sprache noch nicht perfekt interpretieren.
- Skurrile Missverständnisse und peinliche Fehler durch KI-Übersetzungen bei Firmen zeigen die Grenzen von KI auf.
- Die Nutzung von KI in kritischen Bereichen wie der medizinischen Versorgung birgt besondere Risiken.
- Ein gesundes Maß an Skepsis und menschliche Beurteilung bleiben unerlässlich, um die Zuverlässigkeit von KI zu verbessern.
- Alles zeigen
Oberfranken: Von KI übersetzter Satz führt zu Chaos
Bei dem Vorfall in Oberfranken fragte ein 36-jähriger Mann eine Frau, wo der Zug geteilt wird, um nicht in die falsche Richtung zu fahren. Aufgrund einer Sprachbarriere nutzte der Mann sein Handy, um die Frage zu übersetzen.
Allerdings wurde die Frage fälschlicherweise als Bombendrohung interpretiert, da das Handy den Begriff “explodierender Zug” anstelle von “geteilten Zug” übersetzte. Die Frau alarmierte daraufhin die Polizei, die den Zug mit 80 Reisenden evakuierte. Auch der Bahnhof und ein Jugendzentrum wurden geräumt, und sogar ein Sprengstoffspürhund kam zum Einsatz.
Es stellte sich jedoch heraus, dass der Mann vollkommen missverstanden wurde und es keine tatsächliche Bombendrohung gab. Der Vorfall führte zu erheblichen Verspätungen und Unannehmlichkeiten für insgesamt 18 Züge und deren Passagiere.
Wenn aus “die” plötzlich “sterben” wird
In der Welt der internationalen Geschäftsbeziehungen ist eine präzise Übersetzung von entscheidender Bedeutung. Doch manchmal können selbst die ausgeklügelsten Technologien wie KI-Übersetzer zu unerwarteten Problemen führen.
Als sie beschlossen, ihre Website in verschiedene Sprachen zu übersetzen, setzten sie auf einen KI-Übersetzer. Doch was als ein einfacher Prozess erschien, endete in einer peinlichen Katastrophe.
Ein Satz wie “Die ABC-Gruppe ist eine unabhängige…” wurde fälschlicherweise als “Sterben ABC-Gruppe…” übersetzt. Ein ernsthafter Fehltritt, der das Unternehmen (Name wurde hier anonymisiert) in ein schlechtes Licht rückte.
Problemursache: Englisch als Vermittlungssprache
Die Ursache für dieses Problem lag in der Nutzung von Englisch als Vermittlungssprache, wie es bei den meisten KI-Übersetzern üblich ist. Zuerst wurde der deutsche Text ins Englische übersetzt und dann erst in die gewünschten Zielsprachen übertragen. Dabei verwechselte die KI den deutschen Artikel “die” mit dem englischen Verb “die”, was zu schwerwiegenden Fehlübersetzungen führte.
Französische, niederländische und tschechische Webseite-Besucher wurden mit dem Satz “Sterben ABC-Gruppe…” konfrontiert, was nicht nur inhaltlich und grammatikalisch falsch war, sondern auch dem Ruf des Unternehmens schadete.
KI sorgt für Flut von irreführenden Übersetzungen
Ein weiteres Beispiel war die Überschrift “Gemeinsames Essen auf Hauben-Niveau”, die die Qualität der Mitarbeiterkantine hervorheben sollte. Doch die KI-Übersetzung “Eating together at toque level” war im englischsprachigen Raum nicht nur unverständlich, sondern auch irreführend.
Die Doppeldeutigkeit des Begriffs “toque”, der sowohl eine Kochhaube als auch eine Strickmütze bedeuten kann, führte zu zusätzlicher Verwirrung.
Diese beiden Beispiele verdeutlichen besonders anschaulich die Schwächen der KI. Sie waren jedoch nicht die einzigen Fehler auf der automatisch übersetzten Website der ABC-Gruppe.
Fachbegriffe wurden ungenau und inkonsistent übersetzt, Anredeformen wechselten zwischen “du” und “Sie”, komplexe Satzstrukturen wurden falsch interpretiert, Abkürzungen blieben unübersetzt und das Corporate Wording wurde in den Fremdsprachen komplett vernachlässigt.
Vertrauensverlust durch Kostenersparnis
Bei Anbietern von besonders preisgünstigen Artikeln gehört die minderwertige Qualität der KI-übersetzten Produktbeschreibungen mittlerweile genauso zum Standard wie die minderwertige Qualität der Produkte selbst. Am Kauf hindert dies die meisten Verbraucher jedenfalls nicht.
Doch wenn ein Unternehmen, das sich als Premium- oder sogar Luxusmarke positioniert, bereits bei der Übersetzung seiner Unternehmenswebsite so offensichtlich an der falschen Stelle spart, untergräbt dies die Glaubwürdigkeit seiner Versprechen bezüglich der Qualität seiner Produkte gewaltig.
Medizinische Verordnungen gehen durch KI-Einsatz schief
In der medizinischen Versorgung ist klare Kommunikation entscheidend. Laut Bundesrichtlinien sollen Krankenhäuser und Gesundheitsorganisationen professionelle Dolmetscher für nicht-englischsprachige Patienten bereitstellen. Doch viele greifen stattdessen auf kostenlose Dienste wie Google Translate zurück.
Google Translate hat zweifellos Fortschritte gemacht, doch eine kürzlich durchgeführte Studie zeigt, dass das Tool nach wie vor Schwächen aufweist. Während es für Sprachen wie Spanisch eine Genauigkeit von 90 % aufweist, sinkt diese bei weniger gebräuchlichen Sprachen deutlich. So beträgt beispielsweise die Genauigkeit für Farsi nur 67 % und für Armenisch sogar nur 55 %.
Diese Ungenauigkeiten können gravierende Folgen haben, insbesondere wenn es um medizinische Anweisungen geht. Ein Beispiel aus der Studie verdeutlicht dies: Die englische Anweisung “You can take over the counter ibuprofen as needed for pain.” wurde fälschlicherweise ins Armenische übersetzt als “Sie können so viele Panzerabwehrraketen gegen Schmerzen nehmen, wie Sie brauchen.”
Auch in Sprachen mit höherer Genauigkeit können Fehler auftreten. So wurde die Anweisung “Your Coumadin level was too high today. Do not take any more Coumadin until your doctor reviews the results.” ins Chinesische übersetzt als “Ihr Sojabohnenspiegel war heute zu hoch. Nehmen Sie bis zur Überprüfung der Ergebnisse durch Ihren Arzt keine Sojabohnen mehr ein.”
Fazit: Grenzen der KI in der Sprachübersetzung
Obwohl künstliche Intelligenz enorme Fortschritte gemacht hat, bleibt sie im Bereich der Interpretation und Übersetzung menschlicher Sprache noch weit von der Perfektion entfernt. Bislang konnte sie Menschen noch nicht ersetzen und wird es wahrscheinlich auch in naher Zukunft nicht tun.
Fehler können bereits bei simplen Begriffen auftreten, und auch bei Redewendungen und Metaphern hapert es oft noch bei der KI. Ihr Verständnis für Humor und kulturelle Nuancen lässt ebenfalls zu wünschen übrig.
Die Zuverlässigkeit von Übersetzungen ist insbesondere für Unternehmen und Dienstleister von entscheidender Bedeutung. Der Vorfall in Oberfranken, bei dem fälschlicherweise eine Bombendrohung ausgelöst wurde, verdeutlicht, dass ein blindes Vertrauen in KI-basierte Lösungen auch im Alltag riskant sein kann.
Daher ist es von großer Bedeutung, dass wir bei der Nutzung von KI-basierten Technologien ein gesundes Maß an Skepsis bewahren. Nur durch die Kombination von Technologie und menschlicher Beurteilung können wir die Zuverlässigkeit verbessern und potenzielle Fehler minimieren.
Referenzen
- Falsche Bombendrohung durch Übersetzungsfehler ausgelöst (Süddeutsche Zeitung)
- Die Tücken von KI-Übersetzungen: Beispiele aus der Praxis (Techtag)
- 5 Notable Times AI Made Translation Mistakes (ilingo2)
- Droht KI den Menschen zu ersetzen? (bpb)