Blockchain mag eine der am schnellsten wachsenden Technologien im Unternehmen sein, mit Anwendungen für eine breite Palette von Prozessen, doch darf man nicht vergessen, dass es sich im Kern immer noch um eine Datenbank handelt. Und wie alle Datenbanken benötigt sie eine Suchfunktion.
Bislang ist die Entwicklung dieses entscheidenden Aspekts der Blockchain jedoch deutlich unzureichend.
Dies gibt Anlass zur Sorge, dass die Technologie für moderne Datenanwendungen nicht ganz so förderlich ist, wie es scheint.
Blockchain: die Suche nach Antworten
Einem kürzlich veröffentlichten Bericht von Forschern der chinesischen Hebei University of Technology und der australischen Deakin University zufolge bieten die meisten Blockchains heute nur begrenzte Suchfunktionen.
Zwar sind die in der Kette gespeicherten Datensätze gut geordnet, doch werden die Suchergebnisse durch das Lesen des Inhalts oder der Metadaten einer immer größeren Anzahl von Blöcken erzeugt.
Dies ist nicht nur zeitaufwändig, sondern führt oft auch zu mangelndem Datenschutz und einer unzureichenden Gewichtung der einzelnen Datensätze, was die Genauigkeit komplexerer Suchvorgänge beeinträchtigen kann.
Wird dieses Problem nicht rechtzeitig angegangen, könnte es den Nutzen der Blockchain bei ihrer Skalierung auf die Anforderungen des Internets der Dinge (IoT), des Web3 und des Metaverse erheblich einschränken.
Die Schaffung der notwendigen Indexstruktur zur Sicherstellung von zeitnahen und effektiv gesteuerten Suchergebnissen ist jedoch eine große Herausforderung.
Dafür ist nicht nur die Aufnahme von Schlüsselwörtern, sondern auch Bildern, Transaktionen, speziellen zeitlichen und anderen Datentypen erforderlich.
Erkundung der Blockchain
Als Standard für eine effiziente Suche gilt natürlich das World Wide Web, das selbst ebenfalls eine gigantische Datenbank ist.
Blockchain-Explorer wie Etherscan und BaseScan erfreuen sich bei Krypto-Investoren und anderen technisch versierten Nutzern zunehmender Beliebtheit, sind aber in der Regel mit einer steilen Lernkurve verbunden – weitaus steiler als die Klartextansätze von Google und Bing.
Nichtsdestotrotz bieten sie die Möglichkeit, Wallet-Größen und -Adressen, Transaktionsvolumen, ausstehende Transaktionen und andere Aufzeichnungen abzurufen, um zukünftige Aktivitäten auf der Kette zu steuern.
Darüber hinaus geben sie Aufschluss über Betriebskennzahlen wie die Hash-Rate des Netzwerks, den Mempool-Status und die Anzahl der fehlgeschlagenen Transaktionen, wenn man die Leistung einer Kette beurteilen möchte.
Die meisten der bisher entwickelten Explorer sind auf die finanzielle Seite der Blockchain anwendbar, nämlich auf das Mining und den Handel mit Bitcoin.
Da die Blockchain auch andere Funktionen wie Smart Contracts, Lieferkettenmanagement und kollaborative Entwicklung übernimmt, ist unklar, ob die derzeitige Explorer-Technologie mit diesen komplexeren Datensätzen mithalten kann.
Herausforderungen bei der Verteilung
Einer der attraktivsten Aspekte der Blockchain ist ihre verteilte Architektur.
Da niemand Eigentümer der Kette ist, sind Vertrauen und Transparenz das Ergebnis ihrer breiten Streuung über verschiedene Server, manchmal auf globaler Ebene.
Es liegt also auf der Hand, dass eine verteilte Blockchain eine ebenso verteilte Suchmaschine haben sollte – eine, die zumindest einen Großteil der Kette abfragen kann.
So könnte sichergestellt werden, dass die gesammelten Daten den wahren Verlauf und nicht die bevorzugte Vision des Anbieters der Suchmaschine wiedergeben.
Neu geschaffene dezentrale Suchmaschinen wie Presearch und Nebulas nutzen dieselbe Grundstruktur der Blockchain: Jeder Teil des Suchindexes ist über eine beliebige Anzahl von Netzwerkknoten verteilt.
Alle Anfragen werden daher unabhängig voneinander bearbeitet, wobei jeder Knoten seine eigene Suche auf Basis seines Teils des Indexes durchführt. Die Maschine kompiliert dann die gesammelten Ergebnisse und leitet sie an den Nutzer weiter.
Der Vorteil dieses Ansatzes ist die Verringerung der Voreingenommenheit und der Kontrolle der Suche durch eine einzelne Person bei gleichzeitiger Verbesserung des Datenschutzes und der Verwaltung personenbezogener Daten.
Nachteilig ist, dass Lücken in der Suchabdeckung entstehen können, wenn zu viele Knoten offline sind, und dass die erforderliche Koordinierung zwischen mehreren Knoten den Prozess verzögern kann.
Dezentralisierte Domains
Noch schwieriger wird es bei dezentralisierten Datenumgebungen, die mehrere Blockchains beherbergen.
Die Web3-Architektur zum Beispiel hat mehr als fünf Millionen dezentralisierte Domainnamen angehäuft, die Backend-Tools wie Smart Contracts und Frontend-Hosting-Dienste wie Filecoin nutzen.
Bislang existieren all diese Komponenten jedoch isoliert, vor allem weil es keine Suchmaschine gibt, die alles zusammenführen kann, wie es Google für Web2 tat.
Ein Unternehmen namens Blockstars.tech versucht, dies mit seiner Suchmaschine W3 Compass (W3C) zu ändern. Diese indiziert und kategorisiert dezentrale Websites, verteilte Anwendungen (DApps) und Blockchain-Daten.
Für Websites ersetzt das System das traditionelle Domain Name System (DNS) durch das dezentralisierte (und ziemlich hochmütige) Interplanetary File System (IPFS) und verwendet zudem die ENS- und Unstoppable-Domains der Blockchain.
Diese Änderungen sollen die Suche nach Web3-Daten erleichtern und sie für technisch nicht versierte Nutzer zugänglicher machen.
Fazit
Die Suche ist eine so grundlegende Voraussetzung für jedes datengesteuerte System, dass es schwer vorstellbar ist, wie Blockchain ohne Verbesserungen der aktuellen Lösungen noch lange erfolgreich sein kann.
Die Komplexität, die für die Erstellung eines vertrauenswürdigen, unveränderlichen Hauptbuchs erforderlich ist, hemmt jedoch in gewisser Weise auch die Entwicklung einer hochfunktionalen Suchmaschine.
Die gute Nachricht ist, dass diese Herausforderungen nicht unüberwindbar sind. Es könnte nur etwas länger dauern, bis eine optimale Lösung aus der Entwicklungspipeline kommt.