NFTs: Wertpapiere oder Sammlerstücke?

Am 28. August 2024 teilte der Mitbegründer und CEO von OpenSea, Devin Finzer, mit, dass sein Unternehmen eine Wells-Mitteilung von der US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) erhalten hat.

Dem Unternehmen wird damit eine Klage angedroht, und zwar aufgrund der Annahme, dass die nicht-fungiblen Token (NFTs) auf der Plattform als Wertpapiere eingestuft werden könnten.

OpenSea has received a Wells notice from the SEC threatening to sue us because they believe NFTs on our platform are securities.

We're shocked the SEC would make such a sweeping move against creators and artists. But we're ready to stand up and fight.

Cryptocurrencies have long…

— Devin Finzer (dfinzer.eth) (@dfinzer) August 28, 2024

Eine kühne Aussage schickte Schockwellen durch die Krypto-Community. Es kam zu Diskussionen darüber, ob NFTs als Wertpapiere betrachtet werden sollten.

Was sagen Branchenexperten, und was könnte eine Klage für die NFT-Community bedeuten?

Inhaltsübersicht Inhaltsübersicht

1. Wichtigste Erkenntnisse
2. SEC vs. Krypto: ein endloser Kampf
3. Sind NFTs Wertpapiere?
4. Positive Effekte der Klassifizierung von NFTs als Wertpapiere
5. Möglicher Anstieg nutzungsorientierter und RWA-gebundener NFTs
6. Unterm Strich
7. FAQ
8. Quellenangaben

Alles zeigen

Inhaltsübersicht

1. Wichtigste Erkenntnisse
2. SEC vs. Krypto: ein endloser Kampf
3. Sind NFTs Wertpapiere?
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4. Positive Effekte der Klassifizierung von NFTs als Wertpapiere
5. Möglicher Anstieg nutzungsorientierter und RWA-gebundener NFTs
6. Unterm Strich
7. FAQ
8. Quellenangaben

SEC vs. Krypto: ein endloser Kampf

Die jüngste Nachricht, dass die SEC OpenSea mit einer Wells-Bekanntmachung ins Visier genommen hat, mag für viele im Blockchain-Bereich eine Überraschung gewesen sein.

Der Kampf zwischen den US-Regulierungsbehörden und der Kryptowährungsbranche dauert jedoch schon seit Jahren an.

• Im Juli 2024 erhob die SEC Anklage gegen Consensys, ein Blockchain-Softwareunternehmen, wegen des unregistrierten Angebots und Verkaufs von Wertpapieren durch seinen Dienst MetaMask Staking.
• Im November 2023 erhob die SEC Anklage gegen Kraken, eine in den USA ansässige Kryptobörse, weil sie als nicht registrierte Wertpapierbörse, Broker, Händler und Clearingstelle tätig war.
• Im Juli 2023 erhob die SEC Anklage gegen Celsius, eine Kryptowährungsplattform und ein Bitcoin-Mining-Unternehmen, wegen Betrugs und des nicht registrierten Angebots und Verkaufs von Wertpapieren.

Dass sich die SEC derzeit auf den größten NFT-Marktplatz konzentriert, ist jedoch ein Novum, mit dem die Aufsichtsbehörde scheinbar Neuland betritt.

In einer am Donnerstag von OpenSea veröffentlichten Erklärung sagte Finzer:

„Kryptowährungen sind schon lange im Fadenkreuz der SEC. Aber indem sie NFTs ins Visier nimmt, taucht die SEC in neue, unerforschte Gewässer ein, mit potenziell schädlichen Folgen für Verbraucher, Schöpfer und Unternehmer gleichermaßen.“

Eine Wells-Mitteilung bedeutet zwar nicht automatisch, dass eine Klage folgen wird, aber sie ist ein Hinweis darauf, dass die SEC ernsthaft erwägt, Durchsetzungsmaßnahmen zu ergreifen, und hält damit die Branche auf Trab.

Sind NFTs Wertpapiere?

Zwar stimmen nicht alle Kryptowährungsexperten mit der jüngsten Erklärung der SEC überein, aber einige neigen eher zu der Ansicht, dass bestimmte NFTs als Wertpapiere eingestuft werden könnten.

Teddy Ellison, COO und Chefsyndikus von Mojito, einer führenden Plattform für NFT-Commerce und Community-Engagement, erklärte gegenüber Techopedia, dass man bestimmte NFTs durchaus als Wertpapiere betrachten könnte.

„Unter Rechtsgelehrten in der Branche ist es allgemein anerkannt, dass fraktionierte NFTs wahrscheinlich Wertpapiere sind. Darüber hinaus gab es NFTs, die ohne jeglichen Nutzen, zu Fundraising-Zwecken und mit wertorientiertem Marketing veröffentlicht wurden, bei denen es sich vermutlich ebenfalls um Wertpapiere handelt. Viele Projekte auf dem heutigen NFT-Markt haben die ‚NFT‘-Technologie zur Erstellung identischer Bündel von NFTs in großer Zahl genutzt. Wie viele NFTs, bis man sie als fungible Token sieht? Die Analyse ist komplex und es gibt Argumente auf beiden Seiten.“

Anndy Lian, ein zwischenstaatlicher Blockchain-Berater und Bestseller-Autor von NFT: from Zero to Hero, stimmte dem zu und zitierte den Howey-Test.

Dies ist ein rechtlicher Standard, der von US-Gerichten zur Bestimmung verwendet wird, ob eine Transaktion als Investitionsvertrag und damit als Wertpapier zu qualifizieren ist.

Dabei wird geprüft, ob es sich um eine Investition von Geld in ein gemeinsames Unternehmen mit der Erwartung von Gewinnen handelt, die in erster Linie aus den Bemühungen anderer stammen.

„Die Frage, ob es sich bei NFTs um Wertpapiere handelt, ist komplex und hängt davon ab, wie sie strukturiert und vermarktet werden … NFTs beinhalten die Investition von Geld, aber ob sie ein gemeinsames Unternehmen mit Gewinnerwartungen darstellen, die von den Bemühungen anderer abhängen, ist weniger klar.“

„Einige NFT-Projekte, insbesondere solche, die einen zukünftigen Nutzen versprechen, der an den Wert der NFT gebunden ist, könnten diese Kriterien erfüllen.“

Andere Experten argumentieren jedoch, dass NFTs nicht als Wertpapiere angesehen werden sollten, wenn man sie mit traditionelleren Sammlerstücken wie Kunstwerken, Sammelkarten und Antiquitäten vergleicht. Letztere haben ein ähnliches Potenzial für eine Wertsteigerung im Laufe der Zeit.

Corey Wright, der CEO von Honeyland, einem Blockchain-basierten Strategiespiel, sagte:

„Die Hauptargumente gegen die Behandlung von NFTs als Wertpapiere drehen sich um ihre Identität als Sammlerstücke und ihre zusätzlichen Funktionalitäten. Viele NFTs bringen mehr als nur potenzielle wirtschaftliche Vorteile – sie bieten oft Nutzen, Zugang zu Communities oder digitale Eigentumsrechte. Die Anwendung eines jahrzehntealten Wertpapierrahmens wie des Howey-Tests wird dem modernen digitalen Kontext nicht gerecht und könnte das innovative Potenzial von NFTs eher abwürgen als die Anleger zu schützen.“

Positive Effekte der Klassifizierung von NFTs als Wertpapiere

In einem Gespräch mit Techopedia widerlegte Ellison von Mojito die allgemein negative Stimmung im Zusammenhang mit den jüngsten Nachrichten und betonte, dass die Einstufung von NFTs als Wertpapiere durchaus positive Folgen haben könnte.

„Ich glaube, die Auswirkungen werden insofern positiv sein, als sie NFT-Projekte zu einer kritischen Betrachtung ihrer Ziele und ihrer Struktur veranlassen werden, um etwas auf den Markt zu bringen, das rechtlich als Rohstoff und nicht als Wertpapier verkauft werden soll. Für alle NFT-Projekte, die wirklich einzigartig sind (wie z. B. der Verkauf von nicht-fraktionierten Kunstwerken im Verhältnis 1:1), wird sich nichts ändern, da es sich dabei eindeutig nicht um Wertpapiere handelt. Aber für die kreativeren Projekte, die sich mit Fraktionierung, Treueprogrammen oder der Bündelung von NFTs befassen, ist Vorsicht geboten.”

Sollte die Einstufung von NFTs als Wertpapiere Wirklichkeit werden, müssten Schöpfer, Marktplätze und Sammler den rechtlichen Aspekten des Kaufs, der Erstellung und des Verkaufs von nicht-fungiblen Token natürlich viel mehr Aufmerksamkeit schenken.

Ellison hob das Folgende hervor:

• Die Urheber müssten sich überlegen, wie sie ihr geistiges Eigentum zu verkaufen gedenken.
• Die Marktplätze müssen eine viel ernsthaftere Due-Diligence-Prüfung ihrer Kunden und KYB- (Know Your Business) oder KYC- (Know Your Customer) Onboarding-Prozesse einführen.
• Verwerter sollten ebenfalls größere Vorsicht walten lassen und ihre Sorgfaltspflicht erfüllen, bevor sie ein NFT kaufen und ihre Risikobereitschaft bestimmen.

Möglicher Anstieg nutzungsorientierter und RWA-gebundener NFTs

Neue Vorschriften könnten natürlich auch zu einer Verschiebung bei den Arten von NFT führen.

Laut Lian ist ein Anstieg von NFTs, die an reale Vermögenswerte (RWAs) gebunden sind, wie Immobilien, geistige Eigentumsrechte oder Bruchteilsbeteiligungen an Unternehmen, sehr wahrscheinlich.

Diese bieten einen inhärenten Wert und das Potenzial für die Generierung von Einkommen und Nutzen, was perfekt mit den Merkmalen traditioneller Wertpapiere übereinstimmt.

Er fügte hinzu:
„Nutzenorientierte NFTs, die Zugang zu exklusiven Inhalten, Diensten oder Communities gewähren, könnten ebenfalls an Bedeutung gewinnen. Allerdings werden die Urheber diese Angebote sorgfältig strukturieren müssen, um zu vermeiden, dass sie ungewollt eine Gewinnerwartung aufgrund ihrer laufenden Bemühungen wecken.”

Wenn die SEC NFTs als Wertpapiere einstuft, so Wright von Honeyland, könnte die neue Regulierung die Innovation in dieser von Grund auf kreativen Branche wirklich abwürgen.

„Der Schwerpunkt würde sich wahrscheinlich von NFTs als Mittel des künstlerischen Ausdrucks, der kulturellen Bedeutung und des Freizeitspiels zu mehr finanzorientierten Instrumenten verschieben. Diese Verlagerung würde die grundlegenden Elemente von Kreativität und Community, die für den Aufstieg von NFTs von zentraler Bedeutung waren, untergraben.”

Unterm Strich

Da die SEC ihre Haltung zu NFTs klärt, könnte der Markt eine Phase der Anpassung und Reifung erleben, so Lian gegenüber Techopedia.

„Auch wenn eine gewisse Ungewissheit bestehen bleibt, wird sich der NFT-Bereich vermutlich in einer Weise entwickeln, die ein Gleichgewicht zwischen Innovation und Gesetzeskonformität schafft. Wir können mit einer Anpassung der Plattformen zur Einhaltung der Offenlegungs- und Registrierungsanforderungen rechnen, was einen sichereren und transparenteren Markt zur Folge haben wird.”

Die Einstufung von NFTs als Wertpapiere könnte auch eine wesentlich breitere Gruppe von Anlegern in die Branche bringen, die zuvor aufgrund der Unklarheit der Vorschriften gezögert haben könnten, mitzumachen.

Allerdings könnten die strengeren Vorschriften den Markt auch vor eine Reihe von Herausforderungen stellen, insbesondere für kleinere Anbieter und Plattformen.

Dennoch würde die neue Verordnung zeigen, wie der NFT-Markt positioniert ist, um stärker in das bestehende Finanzsystem integriert zu werden, mit einem größeren Fokus auf Compliance und Anlegerschutz.

FAQ