Soll der Tokenisierungsplan der Citigroup Krypto relevant (oder überflüssig) machen?

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DAS WICHTIGSTE IM ÜBERBLICK

Im September 2023 kündigte die Citigroup die Einrichtung eines Dienstes an, der tokenisierte Vermögenswerte und Smart-Contract-Technologie in ihr globales Netzwerk integrieren wird. Nun dürfen sich die institutionellen Kunden von Citi auf ein grenzüberschreitendes 24/7-Zahlungssystem freuen. Die Nachricht hat eine Diskussion darüber ausgelöst, ob die vom traditionellen Finanzwesen eingeführten Blockchain-Lösungen Kryptowährungen überflüssig machen werden.

Zu den vielen Vorteilen, die Krypto-Enthusiasten propagieren, zählt unter anderem die Möglichkeit eines grenzüberschreitenden Krypto-Zahlungsnetzes, das die traditionellen Finanzsysteme (TradFi) übertrumpft.

Die konventionellen Banken lehnen sich jedoch nicht zurück und lassen zu, dass ein Newcomer ihren Marktanteil auffrisst.

Nehmen wir zum Beispiel den US-amerikanischen Bankenriesen CitiGroup.

Am 18. September 2023 kündigte die Gesellschaft an, dass sie einen Dienst namens Citi Token Services einrichten und pilotieren wird, der tokenisierte Vermögenswerte und Smart-Contract-Technologie in ihr globales Netzwerk integrieren soll.

Dadurch wird den institutionellen Kunden von Citi ein grenzüberschreitendes 24/7-Zahlungssystem zur Verfügung gestellt.

Werden Blockchain-Lösungen des TradFi die Kryptowährungen überflüssig machen?

Die Nachricht ähnelt einem bekannten Muster, bei dem die Kryptoindustrie innovative Blockchain-Lösungen mit dem Ziel entwickelt, dass diese von zentralisierten Behörden kopiert werden, um Kryptowährungen weniger relevant zu machen.

Wir sehen dies bei den digitalen Zentralbankwährungen (engl. Central Bank Digital Currencies, CBDC). Und jetzt sind die Geschäftsbanken bestrebt, die Blockchain-Innovation zu ihrem Vorteil zu nutzen.

Es stellt sich also die Frage, ob die Technologie hinter den Kryptowährungen von den traditionellen Finanzsystemen so absorbiert wird, dass Bitcoin und andere Kryptowährungen keinen Vorteil mehr gegenüber den Citis und Visas dieser Welt bieten.

Kryptowährungen und grenzüberschreitender Zahlungsverkehr machen Sinn

Zunächst möchte ich erläutern, warum meiner Meinung nach grenzüberschreitende Zahlungen und Auslandsüberweisungen am besten für Kryptowährungen geeignet sind.

Dabei muss ich darauf hinweisen, dass es sich um eine persönliche Sichtweise handelt.

Ich habe eigene Erfahrungen damit, weshalb ich glaube, dass Kryptowährungen – insbesondere Bitcoin (BTC) und Stablecoins – eine bessere Lösung für Auslandsüberweisungen als herkömmliche Finanzsysteme sein könnten.

Vor etwa zwei Jahren, als ich für ein in Europa ansässiges Unternehmen arbeitete, wurde mein Gehalt jeden Monat von Europa auf mein in Indien ansässiges Bankkonto überwiesen.

Die Zahlungen erfolgten über ein globales Netzwerk namens SWIFT, und es dauerte etwa vier bis fünf Tage, bis das Geld auf meinem Konto gutgeschrieben war.

Jedes Mal wurden mir etwa 20 $ für die Vermittlung von Bankgeschäften, Servicegebühren und Steuern berechnet.

Zudem schrieb mir meine Bank den Betrag immer zu einem niedrigeren Wechselkurs als dem Marktpreis gut. Wurde das Geld an einem Freitagnachmittag überwiesen, kam es erst am Montag an.

Um meine Erfahrungen in Zahlen auszudrücken, habe ich jeden Monat etwa 50 $ bei meinen Auslandsüberweisungen verloren, was sich auf etwa 600 $ pro Jahr summiert. V

ergleicht man das nun mit den durchschnittlichen Bitcoin-Gasgebühren, so betrugen diese zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels 2,67 $. Die durchschnittliche Zeit zwischen den Blöcken lag bei etwa 10 Minuten.

Hätte mir mein ehemaliger Arbeitgeber Stablecoins über Ethereum geschickt, wäre eine durchschnittliche Transaktionsgebühr von 2,76 $ fällig gewesen (basierend auf den Gasgebühren zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels), wobei die Ausführung der Transaktion etwa 12 Sekunden dauern würde.

Dies sind Probleme aus dem Alltag, auf die viele beim traditionellen Finanzwesen gestoßen sind. Das alte System besteht aus zahlreichen Elementen, darunter mehrere Banken, Zahlungsnetze, geografische Gebiete, unterschiedliche Vorschriften und Abwicklungsprozesse.

Netzwerke wie Bitcoin hingegen sind offen, universell, automatisch und funktionieren rund um die Uhr. Lag ich falsch in der Annahme, dass Kryptowährungen die Probleme bei Auslandsüberweisungen lösen werden?

Der pragmatische Ansatz des traditionellen Finanzwesens

Trotz des grenzüberschreitenden Potenzials von Kryptowährungen lassen die starke Preisvolatilität, die strengen regulatorischen Bedingungen sowie die hohe Besteuerung ihre potenziellen Nutzer zögern.

Dadurch hat sich für das traditionelle Finanzwesen die Möglichkeit eröffnet, mit den Fortschritten der Blockchain Schritt zu halten.

Das TradFi ist (hoffentlich) dabei, die unerwünschten Aspekte der Kryptowährungen auszusortieren und ihre besten Eigenschaften zu übernehmen.

Im November 2022 stellte die Citigroup das Whitepaper eines globalen Abwicklungsinfrastrukturkonzepts namens Regulated Liability Network (RLN) vor.

Das RLN ist als weltweites Multi-Asset-Zahlungs- und Abwicklungsnetzwerk geplant, das die Blockchain-Technologie und Smart Contracts einbindet.

Das RLN soll das Finanzsystem modernisieren, indem es Fiat-Währungen programmierbar macht, ein gemeinsames Blockchain-Ledger einführt, rund um die Uhr arbeitet und eine sofortige Abrechnung in mehreren Landeswährungen ermöglicht.

Bei aller Innovation ist das RLN so konzipiert, dass das traditionelle Finanzsystem nicht gestört wird. Die Zentralbank behält ihre Vormachtstellung bei.

Im Whitepaper von RLN wird deutlich, dass die traditionelle Finanzindustrie nicht von Kryptowährungen mit „überlegener Technologie“ überholt werden will.

„Es ist unklar, ob die Summe der bisherigen Bemühungen zur Verbesserung des staatlichen Währungssystems die Herausforderung des unregulierten digitalen Geldes bewältigen kann. Verbesserungen des bestehenden Paradigmas der Nachrichtenübermittlung könnten unzureichend sein. CBDC-Projekte könnten einen Wettbewerb innerhalb des staatlichen Währungssystems auslösen und nicht als Ersatz für die externe Bedrohung dienen. Die Schaffung eigener Bankmünzen kann zu einer fragmentierten Marktstruktur führen, die den Bedürfnissen von Nutzern mehrerer Banken, wie z. B. Unternehmen, nicht gerecht wird“, heißt es im RLN-Whitepaper.

Fazit

Zurück zur Frage, ob Kryptowährungen durch Blockchain-Lösungen aus dem traditionellen Finanzwesen überflüssig werden.

Ich denke, dass öffentliche Kryptowährungsnetzwerke wie Bitcoin und Ethereum von Natur aus so konzipiert sind, dass sie in bestimmten Anwendungsfällen immer einen Vorteil gegenüber traditionellen Finanzakteuren haben werden und umgekehrt.

Das Aussterben von Kryptowährungen ist nicht zu erwarten, aber gleichzeitig ist es schwierig, sich eine Welt vorzustellen, in der Kryptos die von den Zentralbanken ausgegebenen Währungen ersetzen.

Für den Normalbürger sind Kryptowährungen ein Segen. Sie bieten uns Alternativen zum Papiergeldsystem. Diese Option steht uns zur Verfügung und wir können sie auswählen, wenn es uns passt.

Als der Rubel zu Beginn des russisch-ukrainischen Krieges abstürzte, strömten die Russen in Scharen zu Bitcoin und Stablecoins. Dasselbe geschah in der Türkei, als die Hyperinflation die Wirtschaft des Landes verwüstete.

Möglicherweise fürchten die Banken Kryptowährungen, weil sie ihren Status als „Zwischenhändler“ in einer Welt des Peer-to-Peer-Geldes verlieren könnten.

Gelingt es ihnen jedoch, einen Weg zu finden, sich auf sinnvolle, sichere und regulierte Weise in das Geschehen zu integrieren, sind sie vielleicht auch nicht der Feind.

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Mensholong Lepcha
Editor

Mensholong Lepcha ist ein Finanzjournalist, der sich auf Kryptowährungen und globale Aktienmärkte spezialisiert hat. Er hat für renommierte Unternehmen wie Reuters und Capital.com gearbeitet. Mensholong ist fasziniert von Blockchain-Technologie, NFTs und der Contrarian-Schule des Investierens und hat Erfahrung in der Analyse von Tokenomics, Preisbewegungen und technischen Details von Bitcoin, Ethereum und anderen Blockchain-Netzwerken. Er hat auch Artikel zu einer Vielzahl von Finanzthemen geschrieben, darunter Rohstoffe, Devisen, die Geldpolitik der Zentralbanken und andere Wirtschaftsnachrichten.