Umwelt und Kryptowährung: Freunde oder Feinde?

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DAS WICHTIGSTE IM ÜBERBLICK

In den letzten zehn Jahren hat das Interesse der Anleger an nachhaltigen Investitionen zugenommen. Dieser Trend scheint durch viele Faktoren angetrieben zu sein, darunter das wachsende Bewusstsein für die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken.

Nach Angaben von Statista erwärmt sich Europa schneller als jede andere Region der Welt. So seien die Temperaturen hier in den letzten 30 Jahren im Vergleich zum globalen Durchschnitt mehr als doppelt so rasant angestiegen.

Deutlich wurde dies unter anderem im Jahr 2022, als Europa den wärmsten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebte.

In vielen europäischen Regionen kam es in den Sommermonaten zu heftigen Hitzewellen. Die hohen Temperaturen verursachten Dürren, zahlreiche Waldbrände und Todesfälle.

Deutschland zählt dabei zu den Hauptverantwortlichen für die Klimakrise. Pro Kopf der Bevölkerung stößt Deutschland mehr CO2 aus als der Weltdurchschnitt.

Klima in Deutschland wie in Südwesteuropa

Nach Angaben des Umweltbundesamtes zeigt ein Vergleich des aktuellen Klimas mit dem der Vergangenheit, dass sich die Bedingungen in allen Regionen Deutschlands bereits um etwa 100 bis 600 Kilometer nach Südwesten verschoben haben.

So hat Hamburg heutzutage ein Klima wie Köln früher. In Köln wiederum herrscht ein Klima wie in der französischen Stadt Tours, die etwa 250 Kilometer südwestlich von Paris liegt.

In Berlin ist das Klima wie früher in Karlsruhe und in Karlsruhe ist das Klima wie einst in der südfranzösischen Stadt Lyon.

Verschiebung der klimatischen Bedingungen deutscher Städte
Quelle: Eurac Research

Krypto gegen Klima

Die Debatte über die schädlichen Umweltauswirkungen von Kryptowährungen nimmt in der westlichen Welt zu.

So kann das Krypto-Mining erhebliche Mengen an Strom verbrauchen, was zu Treibhausgasemissionen, Luftverschmutzung, Lärm und sonstigen negativen Folgen führt.

Bitcoin ist eher „digitales Rindfleisch“ als „digitales Gold“, heißt es in einer Studie der Universität von New Mexico. Demnach hat die Kryptowährung größere Auswirkungen auf das Klima als der Goldabbau, die Erdgasförderung oder die Rinderzucht zur Fleischgewinnung.

Die in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlichte Arbeit bewertete die Klimakosten verschiedener Rohstoffe im Verhältnis zu ihrer gesamten Marktkapitalisierung.

Einige Rohstoffe, wie z. B. Kohle, verursachen fast so viel Schaden wie der gesamte Wert des Marktes, den sie versorgen – ein Verhältnis von 95 %, wie die Analyse zeigt.

Bei anderen Gütern, wie z. B. der Schweinefleischproduktion, sind die Klimafolgen in absoluten Zahlen enorm, aber nur, weil der Markt so groß ist.

Bitcoin befindet sich dazwischen. Nach Angaben der Wirtschaftsexperten betrugen die Klimaschäden bei der Generierung der digitalen Währung in den letzten fünf Jahren durchschnittlich 35 % ihres Marktwerts und erreichten 2020 einen Höchststand von 82 %.

Das ist vergleichbar mit Rindfleisch, das eine Belastung in Höhe von 33 % seines Marktwerts verursacht, oder mit Erdgas, das 46 % ausmacht.

Sogar Gold, der Rohstoff, mit dem die Befürworter der Kryptowährung sie oft vergleichen, hat einen Klimaeffekt von nur 4 % seines Marktwerts.

Der enorm hohe Gesamtwert des Goldes stellt die erheblichen ökologischen Folgen seiner Förderung in den Schatten.

Zum Thema: Bitcoin zu Hause minen: eine Anleitung für bewährte Praktiken 2023

PoS and ReFI: Geht es nachhaltig?

Aufgrund der oben genannten Probleme hat sich der Fokus der Kryptoindustrie verstärkt auf ESG (engl. Environment, Social and Governance) gerichtet, was potenziell umweltfreundlichere und verantwortungsvollere Anlagemöglichkeiten bieten soll.

Die Bedenken werden z. B. durch den energieeffizienten Konsensmechanismus Proof-of-Stake ausgeräumt.

Dank der Umstellung auf den PoS-Algorithmus im Jahr 2022 konnte die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum ihren Energieverbrauch um 99,95 % senken.

Ein anderer Ausdruck des ESG-Trends neben PoS ist das sogenannte regenerative Finanzwesen (engl. Regenerative Finance, ReFi).

Dabei geht es um die Entwicklung nachhaltigkeitsbezogener Projekte, die zum Aufbau einer gerechteren und regenerativen Wirtschaft beitragen.

Im Gegensatz zu traditionellen Kryptowährungen, die eher auf Spekulation ausgerichtet sind, sollen ReFi-Projekte für konkrete Anwendungen bestimmt sein.

ReFi kann verschiedene Formen haben, darunter grüne Anleihen, Kohlenstoffausgleiche (Carbon Offset) und Impact Investing. Bei ReFi wird zunächst der Wert der Erhaltung/Regeneration definiert.

Dann wird er mithilfe der Blockchain-Technologie in einen handelbaren Vermögenswert umgewandelt (Tokenisierung). Anschließend wird für diesen Vermögenswert durch verschiedene Web3-Anwendungen Liquidität generiert.

So könnten beispielsweise DAOs (Dezentralisierte Autonome Organisationen), die auf Smart Contracts basieren, die Geschäftswelt revolutionieren.

NFTs, die digitale oder physische Vermögenswerte repräsentieren, kommen bereits in verschiedenen ReFi-Anwendungen zum Einsatz.

Mit Impact-to-Earn-Modellen können Nutzer Belohnungen für die Teilnahme an nachhaltigen Aktivitäten verdienen. Das Metaverse, eine dezentralisierte virtuelle Welt, stellt eine neue Grenze für ReFi dar und eröffnet einzigartige Möglichkeiten.

Zu den namhaften Akteuren im ReFi-Ökosystem gehören u. a. Algorand, Celo, Ethereum, Polygon. Sie bieten klimaneutrale und in einigen Fällen sogar CO2-negative Blockchain-Infrastrukturen für fortschrittliche Web3-Anwendungen.

Fazit

Angesichts der steigenden Aufmerksamkeit der Welt für ESG-Themen zieht die Kryptoindustrie mit klimafreundlicheren Konzepten nach.

So zielt ReFi auf die Finanzierung von Nachhaltigkeitsprojekten ab und trägt zum Aufbau einer gerechteren und regenerativen Wirtschaft bei.

Anders als herkömmliche Kryptowährungen, die eher auf Spekulationen ausgerichtet sind, soll ReFi für reale Anwendungsfälle genutzt werden.

Da Investoren sich zunehmend für Projekte einsetzen wollen, die einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben, stellt ReFi genau die richtige Möglichkeit dar, dies zu tun und gleichzeitig eine finanzielle Rendite zu erzielen.

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Olga Artyushina
Redakteurin
Olga Artyushina
Redakteurin

Versierte Autorin und Redakteurin mit über 8 Jahren Erfahrung in der Erstellung und Lokalisierung von Inhalten für verschiedenste Bereiche. Bevor sie ihre berufliche Laufbahn begann, studierte Olga Internationale Wirtschaftskommunikation an der Internationalen Hochschule SDI München. Aktuell verfasst, übersetzt und lektoriert Olga verschiedene Textmaterialien zum Thema iGaming, Krypto und Co.