Wie ein KI-Sterberechner seine Prognosen trifft

Transparenz

Mit Hilfe von KI lässt sich so ziemlich alles vorhersagen, auch die Lebenserwartung.

Life2Vecs Artificial Intelligence Death Calculator bietet Nutzern die Möglichkeit, mit einem Chatbot zu interagieren und so die eigene Lebenserwartung „mit einer Prognosegenauigkeit zwischen 70 und 90 %“ zu ermitteln.

Das klingt zwar wie etwas aus dem Film Minority Report, aber nach Angaben von Life2Vec soll es eine „unterhaltsame“ Methode für Einzelpersonen sein, „ihre Gesundheit zu bewerten und gezielte Gesundheitsberatung zu erhalten“.

In jedem Fall wirft der KI-Sterberechner die Frage auf, ob es ethisch vertretbar ist, die Technologie für die Prognose des Todes eines Nutzers einzusetzen. 

Wichtigste Erkenntnisse

  • Der KI-Sterberechner von Life2Vec behauptet, die Lebenserwartung mit einer Genauigkeit von 70 %–90 % voraussagen zu können, indem er Daten zu Gesundheit und Lebensereignissen verwendet.
  • Das KI-Modell analysiert persönliche Daten wie Alter, Gewicht und körperliche Aktivität mithilfe von Algorithmen des maschinellen Lernens.
  • Das Programm ähnelt den Methoden von Versicherungsunternehmen, setzt jedoch fortschrittliche neuronale Netze zur Erstellung von Prognosen ein.
  • Die Nutzer sollen die Grenzen des Instruments verstehen und es für fundierte Gesundheits- und Lebensstilentscheidungen nutzen.

Wie der KI-Sterberechner funktioniert 

Life2Vec und der AI Death Calculator erregten erstmals im Dezember 2023 Aufmerksamkeit, als sie ein Dokument mit dem Titel „Using Sequences of Life Events to Predict Human Lives“ (dt. „Mit der Abfolge von Lebensereignissen das menschliche Leben vorhersagen“) veröffentlichten.

In dieser Studie wurden die Daten von sechs Millionen Einwohnern Dänemarks über ein Jahrzehnt lang analysiert, um Prognosen für das menschliche Leben zu erstellen.

Aber wie funktioniert das?

Im Rahmen der Untersuchung sammelte Life2Vec auch eine Vielzahl von Daten über dänische Bürger, einschließlich eines Datensatzes zum Thema Arbeit mit Angaben zu Einkommen, Gehalt, Stipendien, Art der Tätigkeit, Branche, Sozialleistungen und sonstiges.

Diese Informationen wurden auch zusammen mit einem Gesundheitsdatensatz berücksichtigt, der Aufzeichnungen über Besuche bei Gesundheitsdienstleistern, frühere Diagnosen, Patiententyp und Dringlichkeit enthielt.

Der öffentlich zugängliche KI-Sterberechner verfolgt einen ähnlichen Ansatz. Die Nutzer geben persönliche Gesundheitsdaten wie Alter, Gewicht, Größe, tägliche Kalorienzufuhr und körperliche Aktivität ein, woraufhin die Lösung die Daten mithilfe von maschinellen Lernalgorithmen analysiert.

Genauer gesagt werden bei Life2Vec das „Langzeitgedächtnis“ und rekurrente neuronale Netze zur Modellierung sequenzieller Ereignisdaten und anschließend Sequenz-zu-Sequenz-Architekturen verwendet, um die Sequenzen von Lebensereignissen den Ergebnissen zuzuordnen.

Auf diese Weise lassen sich zuverlässige Prognosen über die Lebensumstände von Personen erstellen.

Warum der KI-Sterberechner umstritten ist

Aber gibt es hier ein ethisches Problem?

Was diese Studie und den Rechner selbst betrifft, so haben die Forscher ihre Untersuchungen und den Genauigkeitsgrad des Programms transparent gemacht und sogar zugegeben, dass es sich um Beispielergebnisse handelt und nicht als Prognoseinstrument dienen kann.

Gleichzeitig sind Prognosen zur Lebenserwartung seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Versicherungsbranche.

Andrew Gamino-Cheong, CTO und Mitbegründer von Trustible, erklärte gegenüber Techopedia:
„Was sie hier tun, unterscheidet sich nicht grundlegend von dem, was Versicherungsunternehmen seit Jahrzehnten tun.”

„Der gesamte Bereich der Versicherungsmathematik ist nur die statistische Version der alten Schule dieser Aufgabe.
Die Forscher haben einfach die gleichen Arten von Datensätzen genommen und sie in eine Sequenzstruktur gebracht, die mit neuronalen Netzen kompatibel ist.”

„Das größte Risiko bei dieser Art von Projekten besteht darin, dass die Menschen die Korrelation zwischen einem Lebensereignis und ihrer Lebenserwartungsvorhersage verwechseln.”

„Das von ihnen erstellte Modell kann nicht erklären, warum bestimmte Ereignisse die Lebenserwartung verringern, sondern nur, dass es einen gewissen Zusammenhang gibt.”

Auch potenzielle User mit einer persönlichen oder kulturellen Überzeugung, die sie von einem Zugriff auf den KI-gestützten Sterberechner abhalten könnte (z. B. der Glaube, die Vorhersage der Lebenserwartung bringe Unglück), haben hier die Wahl, ihn nicht zu nutzen.

Fazit

In erster Linie zeigt der KI-Sterbekalkulator von Life2Vec, wie KI zur Unterstützung einer Vielzahl von Anwendungsfällen eingesetzt werden kann, und dazu gehört auch die Vorhersage der Lebenserwartung.

Sofern sich die User darüber im Klaren sind, wie das System die Entscheidungen trifft, und es als Informationsquelle für die Gesundheit und die Änderung des Lebensstils nutzen, kann es eine positive Kraft sein.

Versicherungsunternehmen stellen schon seit langem fundierte Vermutungen an – dies ist nur eine Möglichkeit, das Potenzial für die breite Masse zu demokratisieren.

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Tim Keary
Tech Experte
Tim Keary
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Seit Januar 2017 arbeitet Tim Keary als freiberuflicher Technologie-Autor und Reporter für Unternehmenstechnologie und Cybersicherheit.